Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Adolf-Loos-Nachfolge
Der künstlerische Nachlaß des im Februar im Alter von 79 Jahren in Bregenz verstorbenem Architekten Helmut Wagner-Freynsheim, das bedeutendstem Schülers und Mitarbeiters des großen Wiener Architekten Adolf Loos, wird von der Albertina in das Adolf-Loos- Archiv übernommen. Von seinem Meister hatte Helmut Wagner die Idee des funktionsgerechten Bauens unter asketischem Verzicht auf jeden wuchernden Zierrat übernommen, die ingenieurmäßige Sachlichkeit aber durch die Betonung der örtlich angemessenen Proportionen zum richtungweisenden Stil in der modernen Architektur entwickelt. Musterbeispiele von internationalem Rang dafür sind Helmut Wagners berühmtes Auspitz-Haus auf der Hohen Warte, das Helmut-Wagner-Objekt in der Wiener Werkbundsiedlung und eine Anzahl von Villen in Kitzbühel. In Bregenz,, wo Helmut Wagner seit Kriegsende gewohnt hat, errichtete er das erste Hochhaus und mehrere Wohnblocks, die eine Vollendung des von Adolf Loos in Wien begonnenen Werkes darstellen. Helmut Wagner hat sich viel mit dem schwierigen Problem der Verbauung des Bregenzer Stadtgebietes beschäftigt und Projekte hinterlassen, bei denen es dem Künstler nahtlos gelungen ist, die elegante Linienführung seiner sachlichen Hochbauten mit der Horizontale des beginnenden Rheintales und dem Schwung des Pfänderrückens zur harmonischen Einheit zu gestalten.
Der von dem in Hamburg lebenden Architekten Robert Hlawatsch, der ebenfalls Loos- Schüler war, geordnete Nachlaß stellt eine wesentliche Bereicherung und Vollendung des Adolf-Loos-Archivs dar, weil Helmut Wagner grundsätzlich der Weisung seines Lehrers gefolgt ist, daß der richtige Architekt ein Maurermeister sei, der Latein gelernt hat, womit die unbedingt erforderliche Synthese zwischen schöpferischer Idee und handwerklichem Können gemeint war. Sdiulmäßig gesehen sind die Pläne Wagners deshalb Muster an genauester Arbeit, die neben unerhört guten Perspektiven ganz selbstverstf idlich auch die scheinbar unwichtigsten Detailkonstruktionen enthalten. Solcherart übernimmt das Adolf- Loos-Archiv der Albertina ein hervorragend geordnetes Material, dessen Auswertung für den Architektennachwuchs äußerst fruchtbar ist.
Für die Bregenzer Kunstfreunde ist es beglückend, daß Helmut Wagners Adolf-Loos- Nachfolge, die in Bregenz ihre Vollendung gefunden hat, nunmehr die Auszeichnung findet, die Zeitlosigkeit der Konzeption von Adolf Loos unter Beweis zu stellen.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!