6660417-1960_03_02.jpg
Digital In Arbeit

DER MANN UND DAS HERZ

Werbung
Werbung
Werbung

Die phrygische Sage von dem Iiebea'den Ehepaar, das zum Lohn für eine fromme Tat von der Gottheit den Wunsch erfüllt bekam, hochbetagt zur selben Zeit zu sterben, ist inzwischen vom Leben viele Male abgewandelt worden. Es scheint fast so, als ob das Band der Liebe und Treue noch über den harten Schnitt des Todes hinaus auf geheimnisvolle Weise geknüpft bleibt.

Kaum acht Monate nach dem Ableben des Gründers und Herausgebers der „Furche“, Doktor Friedrich Funder, ist ihm seine Gattin, Frau Marianne Funder, in den späten Abendstunden des 11. Jänner, 82 Jahre alt, iri den Tod gefolgt. Der Tod kam, nach' einem Tag voll lebendigstem Sorgen und Planen, unvermutet, traf aber die tieffromme Frau wohlvorbereitet. In ganz kurzer Zeit stand das Herz still, das ein halbes Leben lang nur der verständnisvollen Liebe zur Persönlichkeit und zum Werk des Mannes, des Sohnes und der Enkelkinder geschlagen hatte.

Frau Marianne, geb Nothaft, wurde am 6. Dezember 1877 in Steyr, Oberösterreich, geboren und heiratete am 8. September 1917 in Linz Friedrich Fuhder, der ein Jahr zuvor seine erste Gattin Cäcilie, die Cousine Frau Mariannes, durch Tod verloren hatte. Die 42 Jahre ihrer Ehe mit'Friedrich Funder waren von reiner Harmonie, aber randvoll von Sorgen und Schicksalsschlägen, die der aufreibende Beruf des Gatten und die Wechselfälle der von Krieg, Kampf und Verfolgung erfüllten Zeit mit sich brachten. In dieser ganzen Zeit, in glücklichen und bitter-harten Tagen, ist Frau Marianne Funder, begabt mit einer seltenen Herzensgüte, Geisteskultur und tiefen Frömmigkeit, aufopfernd ganz im Leben und Schaffen der Familie aufgegangen und konnte noch den beruflichen Aufstieg und die Familiengründung des einzigen Sohnes Wolfgang, geboren 28. September 1918, Universitätsdozent für Augenheilkunde in Graz, mit seinen fünf Kindern erleben.

Ihr oftmals geäußertes Bitten und Beten, daß durch ihren späteren Heimgang dem geliebten Gatten -die letzte Einsamkeit -erspart JWeibe,^; f^nd Erfüllung. Aber auch ihrer Einsamkeit war nurjjeinfcrkurz^.PMJfzeit auferlegt;: Monate,spät hat der Tod die Getrennten vereinigt.

Wenn wir trauern und sie heute abschiednehmend grüßen, grüßen wir beide: den Mann und das Herz, Friedrich und Marianne Funder.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung