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Gerade noch gerettet

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Die von Conrad Laib 1475 geschaffene Kreuzigung ist die größte und bedeutendste spätgotische Altartafel nördlich der Alpen. Das etwa 400 Kilogramm schwere Holzbild aus der Grazer Domkirche St. Aegydius wurde in Wien restauriert und ist bis 26. Oktober im Unteren Belvedere zu sehen, bevor es nach Graz zurückgebracht wird. Heimstatt wird aus klimatischen Gründen nicht mehr der Dom, sondern vermutlich die ßurgka-pelle sein.

Diesem prächtigen und ausdrucksstarken Bild ist eine weitere, frühere Kreuzigung von 1449 aus Salzburg mit einer unkonventionellen Ikonographie gegenübergestellt. Grundgedanke ist hier eigentlich die Va-nitas, die Kreuzigung dient als Vorwand.

Zwischen den beiden Altartafeln hängen Werke, die die stilistische Reifung des Künstlers veranschaulichen und aus konservatorischen Gründen kaum mehr zusammengeführt werden können.

Die Kreuzigung von 1475 stellt den Höhepunkt und zugleich wichtigstes Zeugnis des künstlerischen Werdegangs des Salzburger Meisters dar, der 1410 im schwäbischen Enslingen geboren wurde. Gemeinsam mit dem heiligen Hermes nimmt sie stilistisehe Merkmale des 16. Jahrhunderts vorweg und zeigt für Arthur Saliger vom Museum mittelalterlicher Kunst, daß es sich bei Laib um „eine hochinteressante Künstlerpersönlichkeit” handle. Auf dem Grazer Bild ist ein zutiefst leidender Christus zu sehen, dem ein sehr lebendiger, mit dem rechten Bein austretender Schacher beigegeben ist. Zwischen und unter den drei monumentalen Kreuzen die in Gruppen gefaßte bewegte Menge. Preßbrokatauflagen und plastische Applikationen verzieren die Gewänder der Dargestellten. Die Nimben und der Goldhintergrund wurden bereits 1598 überarbeitet und verändert.

Was die Re-staurierung und Konservierung von Kunstwerken betrifft, so konnte laut Manfred Koller vom Bun-desdenkmalamt die für die Rettung der Grazer Kreuzigung notwendige Million Schilling nur mit großer Mühe aufgetrieben werden. Geldmangel sei auch der Grund dafür, daß derzeit frei werdende Posten in den Restaurierwerkstätten nicht nach besetzt werden können.

Ein Leckerbissen für Interessierte! Der Katalog wurde als Künstlermonographie und Dokumentation der konservatorischen Arbeit konzipiert.

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