Buthelezi - © APA / AFP / Rajesh Jantilal

Mangosuthu Buthelezi: Herrscher über die Zulus, Schaukelpolitiker in der Apartheid

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Zum Tod des Zulu-Führers Mangosuthu Gatsha Buthelezi (1928-2023).

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Zum Tod des Zulu-Führers Mangosuthu Gatsha Buthelezi (1928-2023).

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Er galt zu Zeiten der Apartheid als Antipode zu ­Nelson Mandela, der für seine Überzeugungen jahrzehntelang im Gefängnis saß. Anders als der spätere, dem Volk der Xhosa angehörige Präsident war Mangosuthu Gatsha Buthelezi ein Zulu-Führer, dessen Machtbasis die von ihm 1975 gegründeten Inkatha ­Freedom Party (IFP) war. Im Gegensatz zum African National Congress (ANC) von Mandela und Co, denen er Kommunismus vorwarf, trat Buthelezi in den letzten Jahrzehnten der Apartheid als Anhänger einer wirtschaftsliberalen konservativen Ideologie auf und arrangierte sich mit den Machthabern des Apartheidregimes. Als dieses mit der Politik der Homelands – Schwarzen zugewiesenen Wohngebieten – versuchte, den immer stärker werdenden Emanzipationsbestrebungen der schwarzen Bevölkerungsmehrheit Südafrikas Herr zu werden, war Buthelezi ein willkommener Kooperationspartner – im Übrigen gleichermaßen für konservative Politiker im Westen (auch in Österreich gab es in der ÖVP gute Kontakte zu ihm).

In dem künstlichen Konglomerat KwaZulu, das sich aus 40 (!) unzusammenhängenden Teilterritorien zusammensetzte, die das Regime den Zulus als Siedlungsgebiet zuwies, war Buthelezi seit 1976 Chief Minister. Nach innen herrschte er autoritär und mit eiserner Hand, nach außen praktizierte er dem Apartheidregime gegenüber eine Schaukelpolitik: So akzeptierte er das Gebilde KwaZulu, während er gleichzeitig dessen Schein-„Unabhängigkeit“, in das die Regierung in Pretoria andere Homelands wie die Transkei „entließ“, ablehnte.

Um das Jahr 1989 kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen der IFP und dem ANC, die tausende Todesopfer forderten. Erst als es Nelson Mandela
gelang, Buthelezi 1994 in sein Kabinett der nationalen Versöhnung als Innenminister einzubinden, konnten die gewalttätigen Rivalitäten eingedämmt werden. Bei den ersten freien Wahlen 1994 erreichte die IFP 10,5 Prozent der Stimmen, in der Heimatregion KwaZulu-Natal eine absolute Mehrheit. Seitdem nahm der politische Einfluss Buthelezis, der bis 2004 Minister blieb, stetig ab: 2014 konnte er bei landesweiten Wahlen nur mehr 2,4 Prozent der Stimmen erreichen und auch in KwaZulu-Natal nur 10,5 Prozent. 2019 legte er den Vorsitz der IFP zurück.

Mangosuthu Gatsha Buthelezi war ein Nachkomme der letzten unabhängigen Zulu-Könige. Er starb am 9. September im 96. Lebensjahr.

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