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Dreimal nein haben die Schweizer bei einer Volksabstimmung am letzten Sonntag zu Gesetzesinitiativen von Regierung und Parlament gesagt. Eine der Abfuhren betraf die künftige Verkehrspolitik - ein Nein, das langfristig auch für Österreich bedeutsam ist, weil es den Transitverkehr über Brenner und Tauernpass erhöhen wird. Die Schweizer haben nämlich unter anderem den Bau einer zweiten Tunnelröhre am St. Gotthard abgeschmettert - und zwar mit einer klaren Mehrheit von 62,8 Prozent der Stimmen. In allen Kantonen wurde das Projekt abgelehnt.

Damit ist diese wichtige Nord-Süd-Verbindung auch künftig für den Straßenverkehr ein Nadelöhr. Die Schweizer bleiben bei ihrer 1994 mit einer Volksinitiative für den Schutz der Alpen eingeleiteten Politik, keine weiteren Straßen für den Nord-Süd-Transit zu bauen. Dafür stecken sie enorme Mittel in eine Neue Eisenbahn-Alpentransversale (Neat), die bis 2014 fertig gestellt sein soll: beim derzeitigen Stand der Dinge rund 10 Milliarden Euro.

"Der Schweizer Souverän neigt offenbar zu ökologischer Korrektheit", kommentiert die Neue Zürcher Zeitung das Ergebnis der Abstimmung. Das stimmt nur bedingt. Denn bei derselben Abstimmung lehnten die Bürger auch eine Bundesinitiative zur Förderung von Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur von Ballungsräumen ab. Sie wäre überwiegend dem Öffentlichen Verkehr zugute gekommen.

Auch in der Schweiz scheint der Bürger ökologisch sensibel vor allem dann zu sein, wenn es um den internationalen Transitverkehr geht. Gegen ihn zu kämpfen, beruhigt das Umweltgewissen. Die viel schwerer wiegenden negativen Folgen des regionalen Straßenverkehrs, die er Tag für Tag mit dem Pkw verursacht, steckt der an sein bequemes Verkehrsmittel gewohnte Bürger dann locker weg.

christof.gaspari@furche.at

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