Mode Textil Kunstuni Linz - © Jürgen Grünwald

Nachhaltige Mode: Die flickenden Roboter

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Mode- und umweltbewusst – geht das? Ja, sagt ein Forscherteam der Kunst-Uni Linz. Aber nur, wenn man die Modeindustrie bis zum Recycling völlig neu denkt.

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Mode- und umweltbewusst – geht das? Ja, sagt ein Forscherteam der Kunst-Uni Linz. Aber nur, wenn man die Modeindustrie bis zum Recycling völlig neu denkt.

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„Ein Hemd mit einem Loch am Ellbogen kann man als Kurzarmhemd weiternutzen. Erst wenn ein Kleidungsstück wirklich kaputt ist, soll es ins Recycling“, sagt Christiane Luible-Bär, Professorin und Co-Leiterin des Studiengangs Fashion & Technology an der Kunstuniversität Linz. Dass die Modebranche hier ein großes Problem hat, zeigen Zahlen des Umweltbundesamts: In Österreich werden nur sieben Prozent der Textilabfälle recycelt, zehn Prozent landen im Secondhand-Kreislauf, ein wenig verrottet auf Deponien – der große Rest wird verbrannt. Mit neuen EU-Regeln soll sich das ändern, so Luible-Bär: „Ab 2025 darf man Textilien nicht mehr im Hausmüll entsorgen. Weil noch niemand Lösungen dafür hat, werden Gemeinden mit Textilabfällen überschwemmt werden.“

Weg von schmutziger Fließbandarbeit

Derzeit wird Kleidung aus Textiltonnen in Recyclingfirmen aussortiert, eine schmutzige Fließbandarbeit mit großer Fluktuation. Daher macht der Einsatz von Robotik Sinn. Solche Recycling-Lösungen möchte Luible-Bär gemeinsam mit Johannes Braumann in einem EU-geförderten Horizon-Projekt erforschen, die Bewerbung läuft gerade. Die Vorgabe lautet, automatisierte rentable Lösungen für die Industrie zu entwickeln. Deshalb sind im Projektteam u.a. ein renommiertes „Fast Fashion“-Label, Start-ups und die Kunstuniversität Linz, wo Braumann den Bereich „Creative Robotics“ leitet: „Bei Automatisierung wird meistens ein manueller Prozess durch denselben Prozess mit Roboter ersetzt. Für das Textilsortieren am Fließband ist das aber problematisch, weil der bestehende Prozess verbessert gehört. Dazu bringt die Kreativindustrie neue Perspektiven ein.“ Ziel müsse sein, dass gebrauchte Kleidungsstücke in den Secondhand-Kreislauf kommen. Als ausgebildete Modedesignerin propagiert Luible-Bär einen neuen Zugang zum Sortieren: „Eine löchrige Hose gilt für viele als kaputt, aber für jemanden mit Designerblick ist sie gut weiter verwendbar. Wir machen heute ja sogar bewusst Löcher in Jeans.“

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