Warum es zum Schutz der Republik vor autoritären extremen Rändern – auf der rechten wie der linken Seite des politischen Spektrums – eine demokratische „radikale Mitte“ braucht. Ein Gastkommentar.
Werner Schneyder war ein Großer. Nicht nur quantitativ, worauf es nicht ankommt, sondern qualitativ, worauf es ankommt. Er war ein Großer sozusagen im bösen Guten und guten Bösen. In der Helle seines Blickes und der Schärfe seines Bisses. Er zeigte, was er mochte und wen er nicht mochte: durch und durch authentisch verdichtend. Werner Schneyder, der in der Steiermark Geborene und in Kärnten wie in Wien Lebende, war Kabarettist, aber nicht Comedian. Seine tief musikalischen Texte dienten hoher philosophischer Rede. Was Comedians äußerten, erinnerte er als Geschwätz. Werner Schneyder
Der in Paris lehrende Historiker Jean-Paul Bled ist der anerkannteste Experte für österreichische Geschichte im französischsprachigen Raum. Im FUR-CHE-Gespräch geht er auf die Situation Europas vor und nach dem Ersten Weltkrieg, aber auch auf die mögliche Rolle der Donaumonarchie als Vorbild für die spätere Europäische Union ein.DIE FURCHE: Sie gelten als ausgewiesener Kenner der österreichischen Geschichte, nicht nur aus französischer, sondern auch aus europäischer Warte. Zahlreiche Ihrer Monographien behandeln Wien und die Habsburgermonarchie. Was hat Sie als Franzose bewogen,
Austroitalienische Geschichtspsychologie Mitteleuropas: So könnte man
einen inhaltlich wie methodisch innovativen Band über Italien und
Österreich in der Zwischenkriegszeit beschreiben.
Die Ausrufung der Republik Österreich jährt sich heuer zum 100. Mal.
Politologe Anton Pelinka und Historiker Dieter A. Binder im
FURCHE-Gespräch über die Lehren der Ersten und Zweiten Republik und
Potenziale der aktuellen EU-Ratspräsidentschaft.
"Österreich existiert weitaus länger als seit 1918. Von diesem kulturellen Erbe leben wir. Das macht uns stark und ist die Brücke zu unseren Nachbarländern."Mitteleuropa zu reflektieren, steht auf der Agenda des ehemaligen Ministers und Vizekanzlers Erhard Busek, seit 1995 Vorsitzender des Instituts für den Donauraum und Mitteleuropa -so auch in seinem jüngsten Buch "Mitteleuropa revisited" (2018). Im FURCHE-Gespräch im Rahmen der Interview-Reihe "1914/2014-1918/2018" betont er das kulturelle Erbe der Habsburger Monarchie als Basis für einen verstärkten Austausch in Mitteleuropa,
Was die gegnerischen Lager von Anfang bis Ende der Ersten Republik einte, blieb ein starker antifaschistischer Affekt, wenngleich verschiedener Provenienz.
"Generell gilt es für Österreich, ein guter Nachbar zu sein, Verantwortung zu übernehmen, vielleicht auch zu warnen und kritisch zu sein gegenüber Tendenzen, wie wir sie etwa in Ungarn erleben."Denkmal-PolitikGeschichtspolitik lässt sich durch das Aufstellen von Denkmälern betreiben: Auch Michail Kalaschnikow, der Erfinder des vollautomatischen Gewehrs AK-47, hat eines in Moskau erhalten.Kerstin S. Jobst Seit 2012 Professorin für "Gesellschaften und Kulturen der Erinnerung im östlichen Europa" am Institut für Osteuropäische Geschichte der Universität Wien.Die Historikerin Kerstin
Was kann die politische Bewegung bringen, die sich hinter Sebastian Kurz formieren soll? Die Trennung vom Althergebrachten war jedenfalls notwendig. Ein Kommentar.
Die breitenwirksame Vermittlung von Geschichte durch Massenmedien
stimuliert auch das Interesse an einer wissenschaftlich fundierten
und kritischen Geschichtsbetrachtung, zeigt sich der Mastermind der
"Wiener Vorlesungen", Hubert Christian Ehalt, im Gespräch überzeugt.
Rudolf Burger, emeritierter Professor für Philosophie und früherer Rektor der Universität für angewandte Kunst Wien, im Gespräch über öffentliche Erinnerungskultur, die "moralische Sekundärausbeutung" von Opfern und perverse Formen von Nostalgie.
An Gedenktagen anlässlich eines Kriegsausbruchs oder Kriegsendes
werden auch unterschiedliche Gedenkweisen sichtbar. Die Wiener
Historikerin Brigitte Bailer im Gespräch über österreichische
Kulturen der Erinnerung an die beiden Weltkriege.
Unzählige Veranstaltungen und Publikationen begleiteten den Jahrestag
des Kriegsausbruchs. Gerhard Botz, Direktor des Boltzmann-Instituts,
im Gespräch über den Ersten Weltkrieg und seine aktuelle Rezeption.
Der wievielte Obmann der ÖVP war er doch gleich? In der Nachfolge von Josef Pröll, Wilhelm Molterer und Wolfgang Schüssel; Erhard Busek, Josef Riegler und Alois Mock; Josef Taus, Karl Schleinzer und Hermann Withalm; Josef Klaus und Alfons Gorbach; Julius Raab und Leopold Figl sowie Leopold Kunschak! Der Vorsitzende einer Volkspartei, deren erstes Symbol nicht das V, sondern das Ö war, wie Erhard Busek, gemeinsam mit Wolfgang Schüssel Protegé von Rudolf Sallinger, zu betonen niemals müde wird.In der Tat: Mit knapp 50 Prozent der Stimmen war die ÖVP 1945 noch staatstragend, ja -füllend,
Das Gedenkjahr 1914/2014 hat auch in etlichen Publikationen namhafter
Historiker seinen Niederschlag gefunden. Eine Zusammenschau
ausgewählter Bücher zeigt unterschiedliche Narrative und eröffnet
spannende Perspektiven.
Die Republik ist mit sich selbst beschäftigt, allerdings ohne an den fesselnden Strukturen zu rütteln. Im Folgenden eine Position der radikalen Mitte zur Transformation der Republik.So klein an Geist und Seele wie heute war Österreich vielleicht noch nie. Von "Wir sind ein kleines Land“ bis "Wir tragen an gar nichts Schuld“ tönten einst wie jetzt die historischen Ausreden eines an gegenwärtigen Ansagen armen Landes, das wie jeden 26. Oktober auch heuer sein nationales Fest der Souveränität beging. Aber welche transnationalen Ansprüche stellt der Staat im Herzen Europas angesichts
Mediale Verdrängung und Inferiorität angesichts einer zur Figur gewendeten Person. Bruno Kreisky als historisch bewusster und gebildeter Politiker versuchte, Verluste und Niederlagen aus der Geschichte zu "kompensieren“.Noch nie war Österreich so klein wie heute. Selten zuvor erklang sein Ruf nach Personen oder Figuren, die ihm bewusst oder unbewusst Größeres versprechen, so laut wie jetzt: Am Beispiel Bruno Kreiskys - eines apostrophierten "Königs“, dem "links“ wie "rechts“ geradezu unterwürfig gehuldigt wird - fokussiert das aktuelle Österreich seinen Wunsch nach dem
Wer kümmert sich um die Zivilgesellschaft? Was und wie viel bleiben von ihr, wenn sich der Staat und der Markt alles an Einfluss und Zuständigkeit aufgeteilt haben? Doch die Zivilgesellschaft ist nötig, denn viele Ziele sind nicht mit Delegation an den Staat oder den Markt, sondern nur mit dem Engagement der Bürger erreichbar.In seiner viel beachteten Sozialenzyklika „Caritas in veritate“ räumt Papst Benedikt XVI. der Zivilgesellschaft (gleichzusetzen mit Bürgergesellschaft, Anm.) und ihren Aufgaben breiten Raum ein. Teilen sich Markt und Staat ihre Einflusssphären untereinander
Die Diaspora der italienischen Christdemokratie - vor und nach den italienischen Wahlen.Scheinbar abseits der vor wenigen Wochen geschlagenen Wahlen gedenkt Italien heuer auch eines anderen Themas: Obwohl 30 Jahre zurückliegend, polarisiert es nach wie vor: mit einer Person als Symbol, einer Tat als Fanal und zahllosen Fragen, die immer noch einer Antwort harren und Politiker der Gegenwart betreffen. 1978 war Aldo Moro, der ehemalige Ministerpräsident und Vorsitzende der Democrazia Cristiana (DC), nach Entführung und rund 50 Tage dauerndem Gefängnis von den Roten Brigaden ermordet
Die UNO-Reform als österreichische Lösung.Während sich in der kleinen und kleineren Erde des hässlichen Sitzungssaals des Nationalrats die österreichischen Parlamentarier gegenseitig gern die Schuld am angeblichen oder vermeintlichen Scheitern des Verfassungskonvents zuweisen und Journalisten dies oft eins zu eins abschreiben, um nicht näher recherchieren zu müssen, spielt sich in der größeren und großen Welt gar Fremdes ab. Nicht von der Tsunami-Katastrophe ist hier die Rede, wo die in- wie ausländischen Betroffenheiten bald Event-Charakter annehmen und sich damit für die
Die Perspektiven der erweiterten Europäischen Union angesichts des "drohenden" Beitritts der Türkei.Nicht Nation oder Staat stünden im Mittelpunkt politischen Geschehens, sondern die Würde des Menschen an sich. So die entschiedene Meinung Heiner Geißlers in seinem jüngsten Buch "Was würde Jesus heute sagen?".Der ehemalige CDU-Generalsekretär, der seine Bewegung vom schwammigen Kanzlerwahlverein zur (für Helmut Kohl letztlich doch zu) kantigen Programmpartei machte, hat Recht: Dass der Mensch selbst Maß und Ziel aller Dinge ist, bleibt die Botschaft des Christentums, egal ob damals -
EU-Verfassungskonvent als Revival des Nationalstaats?Schon Charles de Gaulle hatte voll Emphase vom "Europa der Vaterländer" ("Europe des Patries") gesprochen. Im Jahr 2000 forderte sein politischer Enkel, Jacques Chirac, viel schlimmer, ein "Europa der Nationalstaaten" ("Europe des Nations"). Der unter dem Vorsitz eines dritten Franzosen, Valerie Giscard d'Estaing, im Konvent erarbeitete Entwurf einer europäischen Verfassung gereicht nun sowohl De Gaulles Andenken wie Chiracs Vorhaben zur Freude.Denn mit seinem Papier schlägt Giscard zwei Fliegen mit einem Streich: einerseits das Modell
Jene Grüne, die ihre Partei als sozialistische Alternative sehen, haben sich durchgesetzt.Am 15. Februar 2003 demonstrierten tagsüber weltweit Pazifisten. In der Nacht darauf scheiterte das nach Andreas Khol, dem "spiritus rector" der österreichischen Politik, "heilige Experiment" einer Koalition aus Schwarz und Grün. Es wäre europaweit das erste auf nationaler Ebene gewesen. Zwei Ereignisse wie Tag und Nacht, die emotional zusammenhängen.Was das vorläufige Ende der Gespräche zwischen Schwarzen und Grünen betrifft: Die Strukturkonservativen haben sich auf beiden Seiten durchgesetzt:
"Konservativ" wird zu "rechtskonservativ", "rechtskonservativ" zu "rechts" und "rechts" wird schnell zu "rechtsextrem"Viele Begriffe schwirren zur Zeit verwirrend durch den Raum: "Rechts" und "konservativ", "bürgerlich" und "christdemokratisch" oder "offen" und "urban". Anlässlich des anstehenden Wechsels der holländischen Politik weg von einer sozialdemokratisch und hin zu einer christdemokratisch geführten Regierung veröffentlichen die internationalen und österreichischen Zeitungen zwecks Schaffung von Übersicht und Durchblick farbige Schemata zur optischen Darstellung von
Während im inhaltlichen Bereich eher Kontinuität zu früher
vorherrscht, kommt es - durch die Kooperation mit der FPÖ - in der
strategischen Ausrichtung jedenfalls zu einer Neupositionierung der
Volkspartei.
Die Christdemokraten müssen sich wieder verstärkt ihrer
christlich-sozialen Wurzeln besinnen und an die Traditionen der
EU-Gründerväter anknüpfen. Eine Antwort auf "Der fehlende
Gegenentwurf" von Rudolf Mitlöhner (Furche Nr. 50/98).
In den derzeitigen Programmdiskussionen von OVP, SPÖ und vom Liberalen Forum spielt der Begriff „Solidarität“ eine nicht zu unterschätzende Rolle. Im folgenden Gedanken zu diesem Begriff.
Es sei die Bemerkung vorangestellt, daß ein solcher Versuch der politischen Kategorisierung nicht die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Thesen des jeweiligen Autors ersetzen kann. Paul Parins Ansicht, daß die augenblickliche breite, gegen die Psychoanalyse gerichtete Literatur im Rahmen des konservativen Rückschritts zu begreifen sei, stimme ich zwar intuitiv zu, halte aber auch eine solche Argumentation für nicht ungefährlich: Der Mißbrauch hegt nahe, jegliche Psychoanalysekritik per se als reaktionär einzustufen, was allein insofern problematisch ist, als nicht jede Form