Unter den vielen Aufgabenbereichen des Stiftes nimmt das Schottengymnasium eine zentrale Rolle ein.
Gegründet 1807, ist das Schottengymnasium ein relativ junges Kind des 850 Jahre alten Stiftes. Dafür lenkte es gleich zum Auftakt des Jubeljahres der Mutter - selbstverständlich zu deren Freude - die Aufmerksamkeit auf sich: Ein neuer Fest- und Mehrzwecksaal sowie der auf mehr als das Doppelte vergrößerte Turnsaal wurden feierlich eröffnet. Die Erweiterung von Letzterem trug übrigens dem Umstand Rechnung, dass es in diesem Schuljahr erstmals Mädchen am Schottengymnasium gibt. Dem neuen Festsaal sieht man indes nicht an, dass er früher, ganz profan, als Zeichensaal fungierte, in dem Generationen von Schülern die mündliche Matura ablegten. Geblieben ist natürlich die grundsätzliche Ausrichtung der Schule: die Vermittlung umfassender Allgemeinbildung auf der Basis christlicher Werte und im Geiste benediktinischer Spiritualität (s. dazu auch das Interview mit Abt Heinrich auf Seite III).
Kultur, Intellekt, ...
Die Alt-Schotten, die Vereinigung ehemaliger Schottengymnasiasten, haben dieses Leitbild auf die programmatische Formel k.i.l.t. gebracht: Die vier Buchstaben, die als ein Wort gelesen den klassischen Schottenrock bezeichnen, stehen für Kultur, Intellekt, Lebensfreude, Tradition - mithin für die Grundanliegen der Schule, denen sich auch eine von den Alt-Schotten ins Leben gerufene k.i.l.t.-Foundation materiell und ideell verpflichtet weiß.
Das Mönchtum hat Europa wesentlich geprägt, und nicht von ungefähr gilt sein Begründer, Benedikt von Nursia (480-547), auch als "Patron Europas". Im Sinne eines sich daraus ergebenden "europäischen Auftrags" für Ordensschulen ließe sich auch die eben angelaufene Kooperation der "Schotten" mit einem Gymnasium in Bratislava verstehen - gewiss eines der spannendsten Projekte der Schule. Ende letzten Jahres kam es zu wechselseitigen Besuchen der dritten und sechsten Klassen. Einstweilen verständigte man sich auf Englisch, im kommenden Schuljahr soll es bereits "kreuzweise" Slowakisch- und Deutschunterricht geben: das Konzept der Twin-Cities Wien & Bratislava, das in aller Munde ist, heruntergebrochen auf die Ebene Schule.
Nicht minder zukunftsweisend ist eine Initiative, die bereits seit 16 Jahren besteht: der Schüleraustausch mit Moskau - etwas, das in dieser Kontinuität einzigartig im deutschen Sprachraum ist und sich dem persönlichen Engagement von P. Bonifaz Tittel, Russischlehrer am Gymnasium, der seinerzeit selbst in Russland studiert hat, verdankt. Der orf plant ein Projekt mit den Russischschülern im heurigen Gedenkjahr - sie sollen Interviews mit russischen Veteranen machen.
Verstärktes Augenmerk will man zukünftig dem Sozialen widmen. Im Stift selbst gibt es geschützte Arbeitsplätze für Haftentlassene, eng wurde über Jahre auch mit der Obdachloseneinrichtung "Gruft" zusammengearbeitet. Nun sollen in den dritten und sechsten Klassen Sozialprojekte implementiert werden - vom Kennenlernen diverser Einrichtungen bis hin zu aktivem Engagement (für die sechsten Klassen).
... Lebensfreude, Tradition
Eine schon traditionelle Rolle im Rahmen der Jugendarbeit von Stift und Schule kommt dem "Keller", dem Jugendzentrum der Schotten, zu. Ende der sechziger Jahre vom jetzigen Abt buchstäblich freigeschaufelt, konnte auch diese Institution nach längeren Um- und Ausbauarbeiten Anfang des Jahres wiedereröffnet werden. Der Geist der Gründungsjahre mit seiner Lust am Diskurs, an der intellektuellen Konfrontation lasse sich nicht in die Jetztzeit herüberretten; heute befinde man sich am freien Markt überbordender Freizeitangebote, berichtet "Kellerverantwortlicher" P. Christoph Merth.
Mit einigen engagierten (Ex-) Schülern arbeitet er an einem Konzept, wie sich ein solches Jugendzentrum unter gegenwärtigen Bedingungen bespielen ließe. Eines ist dabei sicher - und das war schon immer so: Das L. von k.i.l.t. wie "Lebensfreude" wird dabei sicher nicht zu kurz kommen...
www.schottengymnasium.at
www.alt-schotten.at
www.derkeller.com
