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Mit 200 km/ h durch Europa

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Hochgeschwindigkeit soll die Zukunft der Bahnen Westeuropas heißen. Die EU will 2.300 Milliarden Schilling in des Programm stecken.

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Hochgeschwindigkeit soll die Zukunft der Bahnen Westeuropas heißen. Die EU will 2.300 Milliarden Schilling in des Programm stecken.

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Wo die Bahn Geschwindigkeiten von mehr als 200 Stundenkilometern fährt, spricht man von Hochgeschwindigkeitsverkehr. Er findet auf neugebauten oder für diesen Zweck ausgebauten Strecken statt. Japan war das erste Land, das mit Hochgeschwindigkeit gefahren ist: Ab 1964 auf der Strecke Tokio-Osaka mit Tempo 210.

Erste Vorschläge für ein europäisches Eisenbahn-Hochgeschwindigkeitsnetz gab es in den achtziger Jahnen. 1992 beschloß der EG-Rat das „Längerfristige Leitschema für ein europäisches Hochgeschwindigkeitsnetz”. Es sieht im Rereich der EG-Länder, Österreichs und der Schweiz die Errichtung von 12.000 Kilometern Neubaustrecken und eine Gesamtlänge von 23.000 Kilometern vor. Der Investitionsbedarf dafür wurde mit 180 Milliarden Ecu beziffert. Für Gesamteuropa ist ein Netz von 35.000 Kilometer mit 20.000 Kilometern Neubaustrecke geplant.

Das Hochgeschwindigkeitsnetz muß international kompatibel funktionieren. Anpassungen bei der Spurweite (Spanien, Portugal, die Ex-Sowjetunion haben nicht die Normalspur), beim Stromsystem, bei der Fahrzeug- und Signaltechnik sind erforderlich.

Frankreich

■ Der TGV Sud-Est (Paris-Lyon mit Umfahrung Lyon, rund 450 km) fährt Geschwindigkeiten bis 270 km/h. Er wird heuer um 83 Kilometer verlängert. Dann wird man für die 770 Kilometer Marseille-Paris nur vier Stunden benötigen. Die Auslastung beträgt 80 Prozent.

■ Der TGV Atiantique fährt auf 282 km Neubaustrecke Geschwindigkeiten von 300 km/h. Die Züge sind zu 70 Prozent ausgelastet.

■ 1993 ist der TGV-Nord (Paris- Lille-Kanaltunnel) in Retrieb gegangen. Dadurch wurde das Hochgeschwindigkeitsnetz um 333 km verlängert. Heuer wird die Verbindungsstrecke zwischen den Nord und Südstrecken (70 km) eröffnet.

Auf diesen Strecken sind 213 Züge im Einsatz, die 1992 im Tagesdurchschnitt 107.000 Personen befördert haben. Der Anteil des TGV am Fernverkehr soll von 31 Prozent (1990) auf 56 Prozent im Jahr 1996 ansteigen.

Deutschland

Im Juni 1991 wurden die Neubaustrecken Mannheim-Stuttgart (100 km) und Hannover-Würzburg (330 km) in Betrieb genommen. Seit damals verkehren in Deutschland die ICE-Züge (Intercity-Express) im Taktfahrplan, die 25 Prozent des deutschen Bahnfernverkehrs bewältigen. 1997 soll die Neubaustrecke Wolfsburg-Berlin in Betrieb genommen werden. Im ersten Jahr benützten 14,5 Millionen Kunden ICE-Züge (entspricht einer Auslastung von 51 Prozent). Große Bedeutung kommt der Pünktlichkeit und dem Anschluß der Züge zu.

Durch zwei Neubaustrecken (Paris-Brüssel-Köln und Paris-Saarbrücken-Karlsruhe) soll das deutsche an das französische Hochgeschwindigkeitsnetz angebunden werden.

Spanien

Anläßlich der Weltausstellung wurde im April 1992 der AVE auf der Neubaustrecke Madrid-Sevilla in Betrieb genommen. Mit Geschwindigkeiten zwischen 250 und 270 km/h ist er zwischen beiden Städten 2,5 Stunden unterwegs. Der Auslastungsgrad des Zuges betrug im Monat nach der Weltausstellung 79 Prozent.

Spanien plant, eine weitere Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Madrid und Barcelona zu bauen. Sie soll an die französische Grenze verlängert und über Perpignan und Montpellier an das französische Netz angebunden werden.

Italien

15 Zugeinheiten des ETR verkehren auf der 260 km langen „Diretissi-ma” Rom-Florenz und erreichen dabei eine Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h. Sie verkehren wie auch der TGV und der ICE auf nicht ausgebauten Strecken: nach Genua, Mailand, Venedig, Turin, Neapel und erreichen einen Auslastungsgrad von 52 Prozent. Bis zum Jahr 2000 sollen neben der Direttissima weitere Neubaustrecken in Betrieb genommen werden: Turin-Venedig, Mailand-Florenz, Rom-Neapel, insgesamt 1.000 Kilometer.

Zwischen Lyon und Turin ist eine Alpenquerung vorgesehen, die das italienische mit dem französischen Hochgeschwindigkeitsnetz verbinden wird. Als weitere Hochgeschwindigkeitsstrecken durch die Alpen sind die Trassen München-Mailand, Wien-Tarvisio und Rasel Mailand in Aussicht genommen.

Österreich

Im Rahmen des Konzeptes „Neue Rann” sollen die Hauptachsen zu hochleistungsfähigen Strecken ausgebaut werden: Wien-Salzburg, Kufstein-Feldkirch, Wien-Graz, Salzburg-Villach, die Brenner-Achse, Linz-Bruck an der Mur. Die Planung, Finanzierung und Realisierung der meisten Projekte wurde der 1989 gegründeten Hochleistungsstrecken-Aktiengesellschaft übertragen. Bis Mitte der neunziger Jahre sollen insgesamt 31 Milliarden Schilling in die Bahninfrastruktur investiert werden.

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