Der innovative Laie an der ORF-Spitze

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Im Allgemeinen wünscht man sich an der Spitze eines Medienunternehmens einen Mann der Branche mit ausgeprägter Führungsfähigkeit. Dass es aber dort, wo die (Partei-)Politik Einfluss nehmen kann, mitunter ganz anders kommt, bleibt für gelernte Österreicher eine Binsenweisheit. Gerade die Geschichte einer heimischen Medienanstalt namens ORF birgt Anschauungsmaterial hiefür.

Man blendet ins Jahr 1974 zurück: An des Kanzlers Ego nagt schon seit Längerem die fortgesetzte Renitenz eines Generalintendanten namens Gerd Bacher. Also – man ist ja immerhin Bruno Kreisky – lässt man ein neues ORF-Gesetz beschließen und einen eher parteifreien Beamten an die ORF-Spitze hieven. So kommt es, dass Otto Oberhammer, Abteilungsleiter im Justizministerium, den Stuhl des ORF-Generals einnehmen darf.

Kein Experte, kein Medienprofi – aber dennoch sind die Erinnerungen an die Ära Oberhammer im ORF mehr als gute: Von der ZiB 2 bis zum Club 2 reichen die Formate, die heute noch on air gehen; altgediente ORFler kommen ins Schwärmen über innovations- und experimentierfreudige Jahre auf dem Küniglberg, die seitdem nie mehr wiederkommen sollten. Aufs Vermächtnis der Ära Oberhammer ist man im ORF mit Recht stolz. 1978 – der Mohr hatte seine Arbeit getan – wollte Kreisky dann Helmut Zilk an der ORF-Spitze haben. Das Vorhaben scheiterte an unbekannten SP-Renegaten im ORF-Kuratorium – und Gerd Bacher kam triumphal, aber gezähmt wieder.

Oberhammer kehrt in sein Ministerium zurück und beendete dort als Leiter der Präsidialsektion mit dem untadeligen Ruf eines innovativen Justizbeamten 1999 seine Berufskarriere. Als Leiter der Presseförderungskommission oder, 2006, der internen Untersuchungsgruppe zu Missständen in der ORF-Information war er aber auch danach als geachteter Experte tätig.

Am 25. September hat Otto Oberhammer seinen 75. Geburtstag begangen.

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