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Oberhammers Spätlese

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Während die Wiedergeburt Gerd Bachers als Tiger vom Küniglberg im vergangenen Herbst als besonders listvoller Haupt- und Staatsstreich Nummer 1 der Volkspartei gefeiert wurde, ist man sich heute in der großen Oppositionspartei nicht mehr so sicher, ob die ÖVP damals die Sozialisten oder sich selbst aufs Eis geführt hat.

Nicht zu bestreiten ist jedenfalls, daß derzeit eine sehr ausgiebige Programmunlust die sommerlichen Gefilde durchstreift; nicht selten schlägt diese Unzufriedenheit - zumal in „schwarzen“ Kreisen - in eine AntiBacher-Haltung um. Wohl unter dem Motto: Bacher, der trojanische Tiger des Hannes Androsch ...

Die Bacher-Skepsis hat inzwischen auch die Wiener Volkspartei erreicht. Hier ist man enttäuscht vom ORF, weil eine Belangsendung der Bu-sek-Partei von Generalsekretär Peter Rädel beanstandet wurde. Man solle darauf achten, „daß eine Verwechslungsfähigkeit mit gestalteten Nachrichtensendungen des ORF unbedingt vermieden wird“, heißt es in einem Brief an ÖVP-Pressesprecher Peter Bochskanl. Die beanstandete Belangsendung ist tatsächlich ähnlich aufgebaut wie allgemeine Irifor-mationssendungen des ORF.

Man würde sich darüber auch kaum ärgern, wenn nicht die SPÖ im

Wahlkampf bereits einen noch krasseren Fall dieser Art geliefert hätte. Damals' präsentierte der frühere ORF-Redakteur Hamersky eine ganze Reihe der Zeit im Bild täuschend ähnlicher SPÖ-Belangsen-dungen.

So erhält also das Anti-Bacher-Pflänzchen im Garten der Volkspartei immer wieder neue Nahrung. VP-Mediensprecher Heribert Steinbauer, der sich für die Bacher-Heimkehr eingesetzt hat, sieht die Schuld an der Medien-Unzufriedenheit auch im eigenen Lager: „Wenn eine Partei in Schwierigkeiten ist, gibt's immer eine Medien-Unzufriedenheit. Eine durchgehende Schlechterbehandlung der ÖVP kann ich derzeit nicht feststellen. Wir haben eben die Wahl verloren...“

Angesichts der damaligen Alternativen (Oberhammer, Zilk, Bacher) sei Bacher nach wie vor die beste Lösung. Die Programmgestaltung sei heute noch Ausdruck der Ära Oberhammer. Erst nach der Programmumstellung im Oktober sei Bacher die richtige Adresse: „Generell wurden die Weichen ja schon lange gestellt, wir haben es also noch mit einer Oberhammer-Spätlese zu tun...“

Bleibt zu hoffen, daß diese Sorte bald ausgeht - das tägliche Sodbrennen wird langsam unerträglich....

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