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Neue Besen kehren anders

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Wohlwollendes Schweigen verschleiert zur Zeit die erste Aufgabe des neuen ORF-Generalintendanten Zeiler: den ORF in Form zu halten - und zwar mindestens in jener, die dem Neuen von seinem Vorgänger übergeben worden ist.SO MUSS ZEILER DEM ORF HELFEN

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Wohlwollendes Schweigen verschleiert zur Zeit die erste Aufgabe des neuen ORF-Generalintendanten Zeiler: den ORF in Form zu halten - und zwar mindestens in jener, die dem Neuen von seinem Vorgänger übergeben worden ist.SO MUSS ZEILER DEM ORF HELFEN

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Die zur Zeit kaum thematisierte Auseinandersetzung mit dem Erbe Gerd Bachers kann nicht als Bagatelle angesehen werden. Gerhard Zeiler folgt nicht einem Ein- mal-Intendanten, sondern der prägenden Gestalt des ORF schlechthin. Bacher war nicht nur seit 1967 insgesamt 20 Jahre lang Generalintendant, sondern er ist zweimal abgeschossen und zweimal (1978 und 1990) wiedergeholt worden. Er führte den ORF, was heute fast vergessen ist, unter zwei wesentlich verschiedenen Rundfunkverfassungen, von 1967 bis 1974 nach dem Intendanzprinzip und in den Zeiten nach 1974 (1978-1986 und 1990-1994) als politisch kontrollierter Geschäftsführer, und er tat dies zuletzt keineswegs nach Tiger-Art, sondern als ein auf peinlich genaue Beachtung der Rundfunkgesetze bedachter Sachwalter, der an die Zeit nach Bacher dachte. Jeden Tag für starke Formulierungen gut, verzichtete er je länger, je mehr auf starke Sprüche.

Öb und wie sein Nachfolger mit dem Pfund, das ihm zugefallen ist, wuchert - das wird die Grundlage für die Erfüllung jetzt skizzierter Zielvorstellungen sein.

Mit deren Formulierung hat sich Zeiler zunächst einmal als Politiker erwiesen. Er kündigt Veränderungen in sehr allgemeinen, oft metaphorisch ausgeschmückten Sätzen an. Eine „Entschlackungskur“ (wer hört das nicht gern?) werde dem ORF guttun und „etwas mehr Bewegung und etwas weniger Zu-Sich-Neh- men“ als bisher. Das klingt vertraut, ist aber nicht konkret. Auch die angekündigte Umformung „vom kameralistischen System einer Anstalt“ zum „Unternehmen, das in der Wirtschaft steht“, hört man gern. Aber nachdem der ORF schon in den letzten Jahren nur mehr zur Hälfte von den Teilnehmerentgelten und zur anderen Hälfte von selbst erwirtschafteten Erlösen gelebt hat, fragt man sich, wie das nach dem Ende des Kameralismus weitergehen wird: Dividenden für Hörer und Seher, die bisher brav eingezahlt haben? Zeiler geht von der 50:50-Erlös- Lage aus und hofft überdies auf eine neue Quelle: in zehn Jahren werde das „interaktive Fernsehen“ 20 bis 55 Prozent des Umsatzes beisteuem.

Politiker Zeiler, die zweite Demonstration von Entschlossenheit und Schnelligkeit in der Personalpolitik: Nicht sieben Wochen, sondern weniger als sieben Tage (nach Amts können, eine Mischung aus bewährten, aber job-rotierten ORF-Stars (Weis, Nagiller), einem kaufmännischen Anchorman (Radel bleibt Radel) und international angereicherten Heimkehrern (Matuschka und die erste, damit automatisch jüngste, aber auch tatsächlich junge Intendantin am Küniglberg: Kathrin Zechner): eine „Mischung aus Hauskenntnis und internationaler Erfahrung“ (Zeiler).

Die Personalpolitik auf der zweiten Ebene wirbelte mehr Staub auf als die Besetzung der ersten Bank. Insbesondere die Wegberufung Elmar Oberhausers von der Lehrkanzel am Runden Tisch auf den Sessel des notgedrungen neutralen Fern- seh-Sportcnefs setzte die "besten Federn der Nation in Bewegung: profil widmete ihm gleich zwei, einander an Ironie übertreffende Nachrufe.

Indiz für politisches Talent sind zwei Ernennungen am Rande: Im Zuge der in acht Bundesländern fälligen Landesintendanten-Wahlen bekamen die Landesstudios Tirol und Vorarlberg neben dem neuen Intendanten einen „Programmverantwortlichen“ verordnet, eine Funktion, die man in den konventionellen Hierarchien des ORF vergeblich sucht, vom Rundfunkgesetz nicht zu reden. Es ist wenig sinnvoll, über die Aufgaben des aus dem Hut Sjezauberten Amtes zu sprechen. Zei- er hat jedenfalls drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Er hat schnell gehandelt, sich als unkon-ventionellen Neuerer präsentiert und personengebundene Karriere- Unruhen umschifft.

Dennoch ist die Frage geboten: Für welche Programmteile werden, nachdem eigentlich alle Verantwort ehen“ verantwortlich sein?

Ein letzter Blick sei auf jenen Punkt in Zeilers Regierungser- klärung(en) geworfen, der in klassischen Fernsehzeiten das Publikum am meisten interessiert hätte: das Programm. Auch hier pflegt der neue Chef die Sprache der symbolischen Politik. „Besser die Qual der Wahl beim ORF als keine Qual und wegzappen zur Konkurrenz.“ Von einem vertikalen Programm war die Rede, aus dem man nicht so leicht aussteigen könne, solle.

Mit Verlaub: Jedes Programm eines jeden Senders ist so vertikal oder horizontal, wie die Programmzeitschriften es darzustellen lieben. Und die „Qual der Wahl“ beim ORF? Es gibt solche Abende, aber sie sind, wie bei allen Anbietern, verdammt selten. Seitdem Fernbedienung und die Schüssel auf dem Dach Allerwelts- güter sind, ist das Zappen Allerweltsbrauch. Es bedeutet wörtlich, daß der Zuseher ein Programm „ausmerzt“, um sich einem besseren zuzuwenden. Alle bisher vorliegenden Untersuchungen deuten darauf hin, daß das Zappen als schlechte, aber menschliche Gewohnheit sich nie wieder ausmerzen lassen wird.

Da hilft weder mehr „Durchschalten“ noch eine „Talenteschmiede“ noch ein „täglicher Schiejok“ noch das „Starprinzip“ oder das „Coaching für Bildschirm-

Eins könnte ORF 1 und ORF 2 mit Sicherheit helfen: die Präsenz auf Astra. Über 60 Prozent Kabel- und/oder Satellitenhaushalter in Österreich zappen ihre Schüssel ’rauf und ’runter. Sie finden dort neben vielen Privaten alle Öffentlich- Rechtlichen aus dem großen Nach.

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