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Zeiler: Erfols-Image mit Schönheitsfehlern

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Bei der Wahl des ORF-Generalintendanten geht es nur vordergründig um konkurrierende Kandidaten und Konzepte. Dahinter steht eine Vielzahl von Interessen.

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Bei der Wahl des ORF-Generalintendanten geht es nur vordergründig um konkurrierende Kandidaten und Konzepte. Dahinter steht eine Vielzahl von Interessen.

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as Lifestyle-Magazin „News", stets um einen guten Draht zu den Mächtigen der Repubhk bemüht, wußte es bereits im Juli 1995: Gerhard Zeiler, „Chef des erfolgreich gestarteten Privatprogramms KYL-r („News"), ist der „Kanzler-Kandidat". Gemeint war: er ist der Kandidat des Bundeskanzlers für die Nachfolge Gerd Bachers als ORF-Generalintendant.

Und Zeiler ist nicht nur der Favorit des Kanzlers: er verfügt beste Beziehungen zu einer Reihe von „Ka-)azundern" in Politik iind Medien-konzernen. Mit SPÖ-Bundesge-schäftsführer Josef Gap sowie den ORF-Kuratoren Michael Häupl (Wiens SPÖ-Chef) und Pius Strobl (Grüne) verbinden Zeiler gemeinsame Zeiten in den sozialistischen Jugendverbänden. Deutschlands österreichischer Privat-TV-Guru Helmut Thoma (RIX,) gilt als sein Förderer und „Kronen-Zeitungs"-Geschäfts-führer Hans Mahr zählt zu seinen Freunden. Angesichts der österreichischen Privat-TV-Zukunft (in der nächsten Legislaturperiode wird das ORF-Monopol fallen), die möglicherweise RTL und „Krone" (sowie die „News"-Brüder Wolfgang und Helmuth Fellner) zusammenführt, eine interessante Konstellation. Denn RTL ist über dessen Muttergesellschaft mit der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (WAZ) liiert, die wiederum an „Krone" und „Kurier" beteiligt ist.

ORF-intern gelten Pressesprecher Andreas Rudas (der frühere Sekretär von Ex-Innenminister Karl Blecha gilt als Fixstarter in Zeilers Wunschteam) und Betriebsrat Karl Amon als enge Vertraute Zeilers.

Zeilers Image eines zum erfolgreichen Medienmanager geläuterten Polit-Sekretärs könnte aber noch einige Kratzer abbekommen: Vor seinem Engagement bei RTL-2 werkte er als Geschäftsführer beim Münchner Privat-TV „Tele 5", bis dieser im Sommer 1992 mit mehr als 700 Millionen DM (umgerechnet rund 5 Milliarden SchiUing) kumulierter Verluste in das „Deutsche Sport-Fernsehen" umgewandelt wurde.

IVIUHARDEN-VERLUSTE

Insider aus früheren Tele-5-Tagen bezeichnen gegenüber der Furche das Dahinscheiden des Senders als „wirtschaftliches Desaster ersten Ranges", für das Zeiler allerdings nicht allein verantwortlich sei: Er habe das Ruder 1990 in einer „verfahrenen Situation" übernommen, danach habe er aber versucht, mit zu hohen Kosten Marktanteile zu gewinnen, wodurch’das wirtschaftliche Ergebnis nur weiter verschlechtert vrarde. Zeilers Talent zur Selbstdarstellung sei jedenfalls größer als seine zählbaren Erfolge.

Zeilers Hauptkonkurrent Johannes Kunz kann hingegen im Kuratorium nur auf „Umfaller" seiner Parteifreunde hoffen - und darauf, daß ihn die ÖVP als „kleineres Übel" akzeptiert. Interessant sind auch die Führungsmannschaften der beiden Kandidaten, die dem Kuratorium am 7. März präsentiert werden: Bei Zeiler werden hinaus der oberösterreichische Landesintendant Hannes Leopoldseder (ÖVP) oder der „bürgerliche" Rudolf Nagiller als Informationsintendant, Rudas als Programmintendant und der Wiener Landesintendant Gerhard Weis (ÖVP) als Hörfunk-Chef kolportiert. Bei Kunz gelten die „unabhängigen" Alfred Payrleitner und Wolfgang Lorenz als Fixstarter für Informations- und Programmintendanz.

Auch in der nachfolgenden ORF-Hierarchie wird - gleichgültig wer Generalintendant wird - mit einem Sesselrücken gerechnet: So dürften die Tage von Horst Friedrich Mayer als Chefredakteur des Aktuellen Dienstes gezählt sein, als sein Nachfolger wird Hörfunk-Informations-Chef Hans Besenböck favorisiert. Und ZiB-Abendstudio-Macher Elmar Oberhauser wird Appetit auf die Vorarlberger Landesintendanz nachgesagt; ihm könnten die Auslandskorrespondenten Roland Adrowitzer oder Christian Schüller folgen.

Pikant ward die Situation, wenn -wie zu erwarten - kein Kandidat die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit erhält: denn dann wird ein provisorischer „General" gewählt, der ab 11. Oktober drei Monate auf Abruf agiert -und sich in dieser Zeit, auch durch die Bestellung der übrigen Geschäftsführung, eine Mehrheit im Kuratorium verschaffen kann.

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