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ORF: Viele Verlierer

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Beim Poker um die Nachfolge von Gerd Bacher als ORF- Generalintendant sind die Karten verteilt: Rot ist Trumpf. Dennoch sind Überraschungen nicht ausgeschlossen. Zur Aus gangslage: von den 35 ORF-Kura- toren werden je 13 der SPÖ und der ÖVP, zwei der FPO und (einer den Grünen zugerechnet. Ein Betriebsratsvertreter gehört der ÖVP’ an, drei der SPÖ. Gerade zwei „Unabhängige“ haben sich in den ORF-Aufsichtsrat verirrt, der bis spätestens 15. März den Nachfolger Bachers designieren soll. Wer angesichts dieser Verhältnisse an eine von parteipolitischen Überlegungen losgelöste Entscheidung’ glaubt, kann nur als hoffnungslos blauäugig bezeichnet werden.

Die SPÖ favorisiert Gerhard Zeder, Ex-ORF-Generalsekretär, derzeit Chef von RTL-2. Die ÖVP hat ihren Widerstand gegen den Ex-Sekretär von Fred Sinowatz aufgegeben, weil sie sich dadurch mehr Zugeständnisse auf der „unteren Ebene“ - Informations-, Programm- oder Hörfunkintendanz - erhofft, als bei einem „Konsens-Kandidaten“ Johannes Kunz, dem Ex-Kreisky-Sekretär.

Hecht im Karpfenteich ist

Ernst Wolfram Marboe, der sich noch bedeckt hält. Mit einer Kandidatur würde er seiner Partei größere Probleme bereiten. Es wäre für die schwarze Kuratorenriege wohl kaum zu argumentieren, wenn sie einen Parteifreund fallen läßt, um einen SPÖ- Mann zu wählen. Damit wäre aber die Zwei-Drittel-Mehrheit für die definitive Bestellung des Generalintendanten im Eimer, das koalitionäre Personalpaket gescheitert, und bei der interimistischen Bestellung mit einfacher Mehrheit wären wieder einmal die Betriebsräte das Zünglein an der Waage, der Ausgang der Wahl damit ungewiß.

Aber auch die SPÖ könnte ganz schön ins Schwitzen kommen: wohin mit Kunz? Denn unter einem Generalintendant Zeiler wäre dieser für die ÖVP als Informations- intendant untragbar …

Abgesehen vom Ausgang der Intendantenkür stehen die Verlierer bereits jetzt fest: die Parteien, die wieder einmal ein beschämendes Beispiel an Postenschacher demonstrieren und der „unabhängige“ ORF, der sich nicht dem beharrlichen Würgegriff der Politik entziehen kann.

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