Wieder einmal: Ratespiele um den ORF

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Fragt man in den Gängen des Küniglbergs nach dem Favoriten für den ORF-Generalintendanten - pardon, nach neuer Gesetzeslage: Generaldirektor -, der ab nächstem Jahr die Geschicke der heimischen öffentlich-rechtlichen Anstalt führen soll, so bekommt man zur Antwort: Jeden Tag ist es ein anderer.

Als Leser der Kronen Zeitung wissen wir natürlich mehr: Heinrich Keller, Ex-ORF-Generalsekretär, Ex-SPÖ-Zentralsekretär, Ex-Mitglied des von Kanzler Schüssel eingesetzten Weisenrates zur ORF-Reform, soll Nachfolger von Gerhard Weis werden. Dies macht uns zumindest Kurt Dieman im verbreitetsten Kleinformat im Lande klar.

Dieman, bekanntlich kein Mann der feinen journalistischen Klinge, geriet auch diesmal in Rage: Der "schwarze Herr Bundeskanzler" wolle dem "roten Herrn Staranwalt" den Generalshut aufsetzen, schwadronierte der Berserker der heimischen Publizistik; und weil in der Krone nichts ohne Billigung Hans Dichands erscheint, sind wir somit auch über dessen Meinung unterrichtet.

Das heitere ORF-Köpfe-Raten ist wieder voll im Gang. Dabei waren - bei furche-Redaktionsschluss - nicht einmal noch alle Stiftungsräte, die ja den neuen (alten??) ORF-General wählen, bekannt. Trotz aller Entpolitisierungsbeteuerungen erweist sich - angesichts der bisherigen Nominierungen für den Stiftungsrat - die politische Farbenlehre als weiterhin gültig. Löbliche Ausnahme: Oberösterreich machte Margit Hauft, Präsidentin der Katholischen Frauenbewegung Österreichs und in Oberösterreich Chefin der Katholischen Aktion, zur Stiftungsrätin. Die nicht parteinahe Katholikin, die überdies ja auch nicht von den Bischöfen ins Rennen geschickt worden war, könnte als Signal verstanden werden - durchaus auch in der Nachfolge des legendären Eduard Ploier.

Das neue ORF-Gesetz bietet dennoch kaum Gefahren für die Regierung. Von den 35 Publikumsräten etwa durfte - so maßgeschneidert ist das neue ORF-Gesetz - Wolfgang Schüssel 17 nominieren. Und er wählte sich Leute seiner Couleur aus, knapp die Hälfte davon bürgerliche Unterlegene der Publikumswahl, die damit endgültig zur Farce herabgestuft wird. Otto Friedrich

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