6761676-1968_19_04.jpg
Digital In Arbeit

K. M. STEPAN / KEIN ENDGÜLTIGER ABSCHIED VON DER „STYRIA”

Werbung
Werbung
Werbung

Wenn der katholische Pressverein der Diözese Graz-Seckau die Feier seines 100jährigen Bestandes begehen kann, ist das zu einem großen Teil das Verdienst seines Generaldirektors Doktor Karl MariaStepan, der dem Unternehmen 40 Jahre hindurch Vorstand.

Die katholischen Pressvereinsanstalten stammen aus einer Zeit, in der der Liberalismus und der Sozialismus gegen die Kirche kämpften. Die Zeiten haben sich inzwischen geändert, und damit mußte auch die Zielsetzung der katholischen Verlage, Zeitungen und Druckereien sich umstellen. Das Tor zu diesen neuen Wegen hat für die Steiermark Dr. Stepan aufgestoßen. Er machte aus dem Verlagshaus eine moderne, weltweite Unternehmung, die den Mut hatte, Publikationen bis weit über die Grenzen Österreichs hinaus zu verbreiten, die noch vor 50 Jahren zu gewagt waren, um Leser zu finden. In dieser Modernisierung nicht nur seines Betriebes, sondern der ganzen Denkart katholischen Schrifttums hat Stepan seine Lebensaufgabe gesehen. Seine Arbeit ist in Deutschland, in der Schweiz, in Holland voll anerkannt worden.

Wer mit Stepan nach seiner abenteuerlichen Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft 1920 zusammen war, hatte schon damals den Eindruck einer starken Persönlichkeit. Unbeugsam inseinen Grundanschauungen, dabei aber von einer weiten Toleranz, mutig und arbeitsfreudig zupak- kend, wenn es galt, neue Wege zu gehen, so habe ich Stepan noch heute aus meiner Studentenzeit in Wien in Erinnerung. 1930 führten uns die Wege wieder in Graz zusammen. Es waren die schweren Zeiten des Endes der ersten Demokratie und der politischen Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus. Im politischen Leben waren wir damals Kampfgenossen, manchmal mit verschiedenen Auffassungen, aber stets voll gegenseitiger Hochschätzung, und soweit es mich betrifft, Bewunderung. Auch im NS-Gefängnis waren wir zusammen, ich für kurze Zeit, er für schwere sieben Jahre. Seine Haltung war für alle Vorbild.

Nach 1945 sahen wir uns wieder in Graz. Es war für den Wiederaufbau Österreichs ein Verlust, daß Stepan nicht in die Politik zurückgeholt wurde. Um so mehr widmete er sich dem Wiederaufbau der Pressvereinsanstalt, brachte eine Reihe vor dem Konzil noch ganz ungewohnter Bücher heraus und war schließlich mit der Gründung der unabhängigen „Kleinen Zeitung” erfolgreich, die inzwischen die größte Auflage aller Blätter in den Bundesländern erreicht hat, und zwar nicht mit den heute üblichen Reklametricks, sondern mit unbestechlicher Objektivität und gerader Offenheit —v ein Spiegelbild der Persönlichkeit ihres Begründers.

Wenn nun Stepan, fast 75 Jahre alt, seine Tätigkeit als Generaldirektor des katholischen Pressvereins in Graz zurücklegt, bleibt sein Lebenswerk weiterhin lebendig. Wie ein guter pater familiae hat er sein Haus so bestellt, daß die jüngere Generation sein Werk weiterführen kann. Dr. Stepan wird im katholischen Pressverein der Diözese Graz-Seckau in Zukunft die Stellung eines Obmannstellvertreters innehaben, so daß sein Abschied von der Styria kein vollkommener ist.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung