Kurzparkzonen - ein Erfolg?"

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Mit ihrem Beitritt zum "Klimabündnis zum Schutz der Erdatmosphäre" hat sich die Stadt Wien verpflichtet, ihre Kohlendioxid-Emission bis zum Jahr 2010 (bezogen auf 1987) um 50 Prozent zu senken, auch im Verkehr. Einen Beitrag dazu soll, neben dem Ausbau des öffentlichen Verkehrs und der Bewußtseinsbildung, die Parkraumbewirtschaftung leisten - durch Verkehrsvermeidung und -verlagerung.

1993 wurde sie im ersten Bezirk eingeführt. Seither dürfen Autos dort zwischen neun und 19 Uhr nur mehr mit Parkschein maximal eineinhalb Stunden parken. Für Betriebe und deren Angestellte gab es Sonderregelungen. Bewohner des Bezirks dürfen gegen Gebühr (Parkpickerl) weiterhin dauerparken. Seit einigen Jahren gibt es die Regelung auch in den Bezirken vier bis neun, dort allerdings von neun bis 20 Uhr und die maximale Parkdauer beträgt zwei Stunden.

Eine vom Verkehrsplanungsbüro Max Herry und Rosinak & Partner durchgeführte Untersuchung der Situation in den bewirtschafteten Bezirken vorher und nachher ergab, daß die Stellplatzauslastung vormittags um etwa 25 Prozent, abends um zirka zehn bis 15 Prozent zurückgegangen sei. Für die Bewohner und den Kurzpark-Zielverkehr ergebe sich eine bessere Stellplatzsituation. Dadurch habe in einigen Bezirken auch die Verkehrsbelastung in den Straßen, die nicht dem Durchzugsverkehr dienen, signifikant abgenommen.

In diesen Bezirken sei auch die Zahl der Falschparker (im Kreuzungsbereich, in Halte- und Parkverboten und Haltestellen des öffentlichen Verkehrs) um 86 Prozent in der Früh und 76 Prozent am Abend zurückgegangen. Würde man den Parkraum konsequent im gesamten Stadtgebiet bewirtschaften, so die Studie, ergäbe dies ein Reduktionspotential des Kohlendioxids von vier Prozent.

Daß die Maßnahme auch eine von der Bezirksbevölkerung und den Besuchern akzeptierte Verkehrsmaßnahme ist, zeige eine Befragung vor und nach ihrer Einführung. Bei den Bewohnern gebe es einen Rückgang der negativen Einstellung um vier, einen Anstieg der positiven Bewertung um 21 Prozentpunkte. Bei den Besuchern sei die ablehnende Haltung um zirka 14 Prozentpunkte gesunken, die positive um 24 gestiegen.

Weniger Verkehr Insgesamt habe sich durch die Parkraumbewirtschaftung der Kfz-Berufspendelverkehr verringert und zum Teil auf den öffentlichen Verkehr verlagert. Weiters komme es zu mehr Einkaufs- und Erledigungsverkehr mit dem Auto. Deutlich weniger Verkehr und eine stark entspannte Parkraumsituation in den bewirtschafteten Gebieten seien als Erfolge zu verbuchen.

Für Friedrich Dippl vom ÖAMTC ist die Parkraumbewirtschaftung jedoch keine Lösung, die veröffentlichten Studien seien nur Momentaufnahmen. Abends gebe es in den Bezirken weiterhin zu wenig Parkplätze, in einigen auch tagsüber. Viele Besucher, die sich länger in diesen Bezirken aufhalten, würden in die umliegenden Bezirke ausweichen ebenso wie etliche Bewohner, die Parkgebühren sparen wollen. Dies führe dazu, daß dort die Forderung nach dem Parkpickerl laut werde, was wiederum denselben Effekt auf die an diese grenzenden Bezirke zur Folge hätte.

Außerdem neige der Magistrat dazu, in bewirtschafteten Bezirken, wo laut Studien genügend Parkplätze vorhanden seien, Stellplätze zu vernichten. Dies führe dazu, daß Bewohner gezwungen seien, Parkpickerln für Plätze zu kaufen, die dann nicht vorhanden seien.

In einigen Bezirken nähmen die Besucher bei Kino-, Theater- oder Restaurantbesuchen abends den Anrainern trotzdem die Parkplätze weg. Verhindere man dies, gingen die Einnahmen der Gastronomie- und Unterhaltungsbranche zurück, und man sei dann gezwungen, einige Viertel kostenintensiv zu revitalisieren.

Die Bestrebungen, die Kurzparkzonenzeiten bis 22 oder 24 Uhr auszudehnen seien unwirtschaftlich, da dies teure Überstunden für Magistratsbeamte erforderlich mache. Außerdem müßten laut Parkometergesetz in den bewirtschafteten Zonen Parkscheine jederzeit erhältlich sein. Der ÖAMTC schlage daher in den Kurzparkzonen eine unbeschränkte Parkdauer für Anrainer vor. Erschwingliche Garagen müsse man dort bauen, wo sie wirklich gebraucht würden.

Als Bewohner der Mollardgasse im sechsten Bezirk mache auch ich abends die Erfahrung, daß die Parkplätze eher knapp sind. Man findet sie zwar, aber nicht ohne längeres Suchen. Die hauseigene Garage kostet im Jahr 22.275 Schilling. Wie sollen Klein- bis Mittelverdiener das bezahlen?

Weitere Informationen: Zeitschrift "Perspektiven" zum Thema "Klimaschutz in Wien"

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