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Wer das aushält, ohne vor Wut zu bersten, ist ein abgebrühter Zyniker. Ich zerspringe, wenn ich das sehe. Immer wieder sehe. Da stehen sie vor den Kameras und schütteln sich die Hände, grinsen in die Objektive und spielen Freundschaft, Friedenswillen und Verständnis für die Lage ihrer Völker vor. Dass die Hände meist blutbeschmiert sind und die Menschen die Wahrheit kennen, tangiert sie nicht, denn sie glauben sich im Recht, oder zumindest: an der Macht! Das Verhalten einiger Friedensnobelpreisträger hat den hehren Preis längst diskreditiert. Ich weiß nicht, ob das den Statuten nach geht, aber es drängt sich die Frage auf - kann mar diesen "Helden" den Preis nicht wieder aberkennen? Noch besser wäre es, gäben die Herren Preisträger den wahrscheinlich aus spektakulärem Irrtum vergebenen Preis selber zurück. Das wäre eine Erkenntnis, der man Respekt zu zollen hätte. "Ja (müssste so einer sagen), ich hab's mir überlegt - ich bin eher für Krieg, Verfolgung und Aggression. Ich will diesen Preis nicht! Da habt Ihr ihn zurück!" Wenn das einer sagte - die Reaktionen der Weisen in den Groß- und Keinformaten möcht' ich erleben. "Verräter" würde unser Günter Günter sagen, "ehrlicher Mann" ein anderer. Und der Ceterum censeo würde staunend flüstern: "groß - ganz groß!" Wär's ja auch, ist doch heute Ehrlichkeit eine seltene Tugend geworden. Nur - ein Tugendbold wäre so einer auch nicht - aber wozu nachdenken, so etwas passiert sowieso nicht. Dabei - es könnt' ein Anfang sein. Die Welt hat sich - so sagt man - nach dem 11. September 2001 verändert. Nur da, wo es um Frieden, Ehre, Menschenliebe geht, da ist alles beim Alten geblieben. Wenn jetzt Frauen und Männer, die moralische Instanzen sind, rar werden, wenn Institutionen, die regulierend wirken könnten, von innen her ausgehöhlt werden, entsteht der Eindruck, dass die Welt sich nicht verändert, sondern aus den Fugen gerät, besser gesagt, geraten ist. Diese Erkenntnis wird durch die Vollstreckung von Todesurteilen nicht gemildert, durch Politintrigen und Naziaufmärsche auf dem geschichtsbelasteten Heldenplatz nur verstärkt. Und wenn dann ein impulsiver Abgeordneter ein unzulässiges "Sieg Heil!" in den Plenarsaal brüllt, so ist das sicher keine Wiederbetätigung, sondern ein Ausdruck der Wut und des Erkennens.

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