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Belimi im Dogenpalast

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In dem Rhythmus, der alljährlich Esposizione (Biennale) und Mostra — Überschau über moderne europäische Kunst und Konzentration auf das Werk eines einzigen venezianischen Malers — wechseln läßt, ist heuer naA der langen Pause des Krieges, der Venedig zum Trost für die gesamte Kultur unversehrt ließ, auf die Biennale des vorigen Jahres wieder Ae erste Mostra gefolgt.

NiAt der Palazzo Pesaro, in dem die Werke Tizians und Tintorettos aus vielen Ländern zu einem unvergeßliAen EindruA zusammengetragen waren, ist diesmal der SA au platz. In 12 Sälen des Dogenipalastes werden die Tafeln und Altäre, 141 Werke, Giovanni Belli n i s, des PatriarAen der venezianisAen Malerei, gezeigt.

Bellini ist der Maler der Madonna und der Pietà. Er ist der Schöpfer des Typus der thronenden Madonna, umgeben von Heiligen — stehend im HoAbild, in Halbfigur im Breitbild — der Santa Conversazione, ein Motiv das siA seither -in Venedig besonderer Beliebtheit erfreute.

Die drei wiAtigsten Altarwerke: 1. die frühe sogenannte Pala di San Giobbe (1483) aus der Akademie mit den musizierenden Engeln; der mittlere gab die Anregung zu Dürers Lauten- en.gel zu Füßen der Madonna in seinem 1506 in Venedig für die deutsAen Kaufleute gemalten Rosenfcranzbild. 2. Das berühmteste Werk Beltlinis, das TryptiAon aus der Sakristei der Frari-KirAe (1488) in dem unerhörten, vom Maler selbst entworfenen Rahmengehäuse. Der plastisAe Rahmen, die Pilaster mit den Kapi- tälen, die Gebälke, der die Madonna überhöhende Bogen fügen siA wunderbar in die gemalte Illusion der Goldmosaik-Halbkuppel- nisAe (Tizian verwendet sie noA in seinem letzten unvollendeten Bild der Pietà). 3. Das späte Altarwerk von San Zaccaria 1505. im Jahr von Dürers Ankunft im Venedig, vollendet. Alle drei Werke, nur in der Entfernung weniger SAritte für den vergleiAenden BliA im besten LiAt aufgestellt.

Von den bekannten Madonnen ist die „Madonna degli albenetti" in der Akademie geblieben. Der BesuAer findet bequem betraAebar die sAöne Madonna mit Kind aus der fernen venezianisAen KirAe Santa Maria dell’Orto Von dem Madonnentypus abgeleitet, überrasAt in herrliAer weMiAer Frauenkopf mit goldenem Inkarnat, goldbraunen Augen, rötliA- goldenem, durA ein diadembaftes Perlenband gesAmüAten Haaren (Mailand, Sammlung Conti Sola-Caibiati), den Tizian bewundert haben mag. Von Porträts -soll neben den von Antonello da Messina (der siA 1475 bis 1476 in Venedig aufhielt) beeinflußten Männerbildnis vor bkuem Himmel mit kleinen weißen Sommerwolken. besonders das Jörg Fuggers und eines Jünglings vorgehoben werden.

Giovanni Bellini gehört der Generation der um 1430 Geborenen an. Er hat etwas von der Plastik Pollaiuolos und Verocchios, etwas von der Härte Mantegnas, doA sind Plastik und Härte überstrahlt vom SAmelz der Farbe„ vom warmen goldenen Dunst des LiAts, des LiAts eines venezianisAen Herbsttages, Tizian hat die PraAt des FleisAtones weihliAer Körper, der Samte, Veronese die der Seide und des kühlen, silbrigen Damastes gegeben. Bellini hat am stärksten auf den liebenswürdigen Cima da Conegliano gewirkt. Er hat den SAmelz der LandsAaft, den Punkt der ArAitektur, die PraAt des Innenraumes gegeben. Die „Verkündigung" aus der Akademie mit dem metal’lisA stahlblauen Gewand des Engels gegen das warme Rot des Vorhangs zeigt den Prunk des Raumes: Marmorfliesen, Marmorwände, die DeAe aus grau gefaßten sAwarzen Marmorkassetten mit goldenen Rosetten, die juwelenhatft eingesetzte LandsAaft in der Fenstertüre unter dem sAwarzen Marmorgiebelfeld. Die inkrustierte Marmor- praAt der venezianisAen Palastfassaden dieser Zeit auA im Innenraum und das warme goldene LiAt. Bellini hat noA Beziehung zu den Mosaiken. Seine frühesten Tafeln haben selbst noA Goldgrund.

Der Weg naA Italien, dem Land der Sehn-

suAt für 90 viele jenseits der Alpen, ist wieder offen, Venedig erreiAbar, dessen Entstehung 9eit jeher als Wunder für die Welt gepriesen wurde und das di in ihre Stadt verliebten

Venezianer zärtliA und vielleiAt etwas spie- lerisA Gabbia d’oro, ihren Goldkälfig nennen.

Die berühmteste Pietà wurde aus der Brera in Mailand geholt. Halbfiguren, die Köpfe von Mutter und Sohn zärtliA einander zugeneigt. Maria im dunkelgrünen über das Haupt ge zogenen Mantel, Johannes im blauen Mantel, klagend abgeneigt etwas gegen den reAten Bildrand gerüAt. Eine Variation dieser Pietà gibt die spätere des Dogenpalastes, die Übermalungen aufweist. Bellini versuAt hier Johannes mehr in die Komposition der Hauptgruppe einzubinden.

Die zahlreiAen Kreuzigungen und Kruzifixe zeigen den hohen KreuzsAaft mit dem erst über die obere Bildhälfte siA erstreAenden Christuskörper — eine wohl auf den Einfluß Antonellos zurüAgehende Auffassung, die dieser mit noA höher gestelltem Gekreuzigtenkörper wieder von Jon van EyA übernommen hat. PraAtvoll ist die LandsAaft mit dem gekreuzigten Christus aus Florenz (Sammlung Niccolini da Camugliano). Bellini wird der erste italie nisAe LandsAaftsmaler genannt. Juwelenhaft der LandsAaftsaussAnitt auf der Barbarigo- Votivtafel aus Murano, dessen Reproduktion als UmsAlagbild des Kataloges gewählt wurde oder die LandsAaft der Pietà aus der Akademie mit dem breit — wie auf späteren Anatomien — über den Knien Marias gelagerten Christuskörper.

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