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„Einer unserer Nothelfer...“
Zu den zahlreichen Veröffentlichungen zum Schiller-Jahr, die sich bemühen, ein tieferes Verstehen des Dichters zu fördern, gesellt sich die vorliegende, für breitere Leserkreise bestimmte Darstellung in der bekannten Monographienreihe. Dem Verfasser ist es gelungen, eine knappe, sachliche und recht ansprechend geschriebene Lebensgeschichte Schillers zu bieten. Da nach dem Prinzip der ganzen Reihe die „Selbstzeugnisse“ der behandelten Persönlichkeiten im Vordergrund stehen sollen, ist auch hier den Zitaten aus Briefen und anderen Niederschriften Schillers ein breiter Raum gewährt, Burschell hat aus dem so reichlich vorhandenen Material mit viel Verständnis das Charakteristische, für den äußeren Lebensgang und die innere Entwicklung des Dichters Wichtige ausgewählt. Darunter sind auch Texte, die den Lesern, die nicht gerade Schiller-Kenner sind, weniger bekannt sein werden, wie etwa die Selbstcharakteristik des jungen „Eleven“ für den Herzog Karl Eugen, die Stelle aus dem Brief an den Jugendfreund Scharffenstein, die frühe Elegie auf Weckherlin, der Brief an den Herzog nach der Flucht aus Stuttgart, das aufschlußreiche Schreiben aus Bauerbach an Reinwald usw. Zu diesen Selbstzeugnissen kommt noch eine gute Auslese aus den Berichten der Freunde und Zeitgenossen, wodurch die Spiegelung der Persönlichkeit Schillers in sehr verschiedenen Individualitäten sichtbar wird. Der Verfasser hat Schiller weder heroisiert, noch ist er in das andere Extrem einer das Allzumenschliche im Genius einseitig heraushebenden Darstellung verfallen, er schildert mit ruhiger Sachlichkeit ein wahrhaft großes Leben, beispielhaft durch den Sieg des Geistes und des angespannten Willens über die Schwächen des Körpers.
Doch der Leser wird einiges in dieser Monographie vermissen. Wenn auch die Gestaltungsprinzipien der Reihe und der nur knappe zur Verfügung stehende Raum der Darstellung von vornherein Grenzen zogen, so hätte man doch auf eine Behandlung wenigstens der wichtigsten Werke nicht verzichten dürfen, auch wenn es darüber eine riesige Literatur gibt. Die wesentlichsten Phasen der dichterischen Entwicklung wären kurz zu beleuchten gewesen. Im Anhang sind Aussprüche von Autoren unserer Zeit über Schiller zu lesen. Carl J. Burckhardt nennt ihn sehr schön „einen unserer Nothelfer“ innerhalb des deutschen Sprachraumes. — Die zahlreichen Bilddokumente — Porträts, Titelblätter, Faksimiles — sind gut ausgewählt.
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