6573401-1950_31_07.jpg
Digital In Arbeit

Auftakt am Semmering

Werbung
Werbung
Werbung

Es mag weniger die Erinnerung an dat Theaterprojekt des großen Joseph Kainz auf dem Jahre 1905 gewesen sein als vielmehr das Bestreben, für den Semmering eine neue Attraktion zu schaffen und hiefür den prachtvollen Naturrahmen zu nützen, das an der Wiege des Gedankens „Semmeringer Musik-und Theaterwochen“ Pate gestanden hat. Symphoniekonzerte und Opernwerke, die in diese Landschaft passen, Förderung zeitgenössischen theatralischen Schaffens und junger Künstler: alles das zusammen und jeder einzelne Programmpunkt könnte sich als fruchtbar erweisen. Jedenfalls war es klug, im kleinen, gleichsam mit einer Kostprobe, zu beginnen und kein ungebackenes Brot aus dem Ofen zu ziehen: man begnügte sich in diesem Sommer mit einem zweiteiligen Auftakt. Unter der Leitung von Professor Swa-r o w s k y spielte — auf der großen Terrasse vor dem Panhans-Hotel — das Staatsopernorchester, nach einleitenden Festfanfaren von R. Neunteufel, Beethovens .Pastorale und die III. Leonoren-Ouver-türe; am Nachmittag und am Abend de gleichen Tages wurde zweimal das Spiel von der Menschlichkeit .Glück in Kugeln“ von Alfred K r o g n e r aufgeführt. — Zwar ist die Lieblichkeit der „Pastorale“ anderer Art als die der gewaltigen Semmeringlandschaft, aber wenn sich in das leise Raunen der Streichei das Rauschen der nahen Bäume mischt und ein hinter den nahen Berggipfeln aufziehende Gewitter da Toasawitter de vierten

Satzes sekundiert oder wenn das Trompetensignal der Leonoren-Ouvertüre von fernen Bergen widerhallt — dann ist mehr gegeben als nur eine akustische oder optische Kulisse. — Glück in Kugeln“ ist ein ebenso gedanken- wie personenreiches Stück in fünffüßigen Jamben, welches das Gleichnis vom anvertrauten Pfund — in der Gestalt besonderer Gaben, wie Macht1! Ehre, Reichtum usw., die den einzelnen Personen verliehen werden — auf wirksame Art abwandelt, ohne freilich— wie wäre es bei diesem Vorwurf anders möglich! — aus dem Schatten Calderons und Goethes heraustreten zu können. Helmuth Kraus leitete das große Darstellerensemble, in dem sich auch einige Burgschauspieler befanden. Professor Steiner-Neunkirchen sdmf einfache, auf offener, verdunkelter Bühne auswechselbare Dekorationen, und der junge Chordirigent R. Neunteufel sdtrieb zu dem Stück eine altertümelnde, leider audi melodisch wenig originelle Musik. — Das Symphoniekonzert im Freien war mangelhaft, die Aufführung des Krogner-Schauspiels sehr gut besucht. Das ist ein Fingerzeig, der freilich in eine andere Richtung weist als jene, in welche die Initiatoren der „Semmeringer Festwochen 1951“ blicken...

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung