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EINKAUFEN IN STÄDTCHEN UND DÖRFERN
Wenn ich in Großstädten bin und genug Läden in meiner Nähe habe, macht es mir keinen Spaß, Dinge zu kaufen, und ich lasse meine Einkäufe lieber von anderen besorgen. Sobald ich jedoch ein oder zwei Wochen lang keine Geschäfte sehe und dann in ein Städtchen oder ein Dorf komme, macht es mir Freude, gewissermaßen alles selbst zu kaufen. Ich bin darin so schlimm wie irgendeine Frau. Ich gleiche einem Seefahrer nach einer langen Reise. Ich erstehe Kleinigkeiten, und ein oder zwei Tage lang bin ich ihnen fast peinlich treu; die Kleinigkeiten und ich gleichen dabei einem verlobten Paar, und jede Kritik wird unverzüglich übelgenommen. Aus einer Gemischtwarenhandlung bringe ich Bleistifte mit, die ich nicht brauche, zweifelhaft riechenden Tabak, klebrige Süßigkeiten, die ich verschenken muß, gräßliches Briefpapier, Reisebücher viktorianischer Pastoren, Garnknäuel, gesetzlich geschützte Arzneimittel, fusselige kleine Notizbücher, schachtelweise Büroklammern. Es gibt praktisch nichts, was mir nicht angedreht werden kann, wenn ich lang genug keine Geschäfte gesehen habe. Die Wahrheit ist — und Staatsmänner sollten sich diese Tatsache merken —, daß Geldausgeben in Läden uns schon so lange zur Gewohnheit geworden ist, daß es sich in eine instinktive Handlung verwandelt hat. Kostenlose Zuteilungen sind kein Ersatz dafür — kommunistische Regierungen haben dies oft mißverstanden. Wir haben ein tiefes, unbewußtes Einkaufsbedürfnis entwickelt. Schon als kleine Kinder umklammern wir unsere Groschen und starren in der süßen Qual der Unschlüssigkeit über die Theke. Wenn man eine Zeitlang nicht in einem Geschäft gewesen ist oder kein Geld zum Ausgehen besessen hat, entspringt unsere Freude dem Wissen, daß Scheine und Münzen in -faszinierende Gegenstände umgesetzt werden können, und dem Gefühl, reichliche, köstliche Auswahl zu haben. Hierin ist der altmodische Dorfladen dem grandiosesten Großstadtgeschäft überlegen, denn er bietet die größtmögliche Auswahl auf kleinstmöglichem Raum; vor dem hungrigen Auge breiten sich die Hochgenüsse aus. Wir, die wir dann kaufen, wenn wir der Gnade unserer instinktiven Triebe ausgeliefert sind, wollen kein ganzes Stockwerk voller Krawatten und Töpfe, keine Aufzüge, die uns zu Kissen oder Rauchwaren hinauftragen. Doch wenn sich Rasierpinsel und Käse, Bonbons und Kartoffelschälmesser, Leberpastillen und Socken vor uns häufen, werden wir zu Berserkern und kaufen wie rasend ein.
Am „Köstlich — Köstlich“ von /. B. Prlestley (Albert-Unien-Georf-Müller-Vtrhi, München)
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