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Börse: vor 12

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Dränge nicht - bezeichnenderweise — Streitlärm durch die Polstertüren von vier Großbanken, könnte man glatt darauf vergessen, daß die Wiener Börse im kommenden Herbst vor ihrer größten Bewährungsprobe steht:der praktischen

Durchführung der beschlossenen Teilprivatisierung verstaatlichter Unternehmen.

Während etwa in Großbritannien die Privatisierung von Staatsuntemehmen zwei Jahre lang minutiös unter unerhörtem Einsatz von Werbung und Öffentlichkeitsarbeit vorbereitet wurde, hat der interessierte Österreicher bislang nur erfahren, daß darum gestritten wird, ob nur die beiden verstaatlichten Großbanken CA und Länder bank, oder so erfolgreiche Institute wie die Girozentrale und die Genossenschaftliche Zentralbank bei der bankmäßigen Durchführung der Emission (also des Verkaufs) von Aktien verstaatlichter Unternehmen mitmachen dürfen.

Kein Wort bisher davon, wie man den Kauf von Aktien von Firmen schmackhaft machen will, bei denen der Staat zumindest 51 Prozent des Kapitals behalten will (und damit weiterhin bestimmen kann, was in dem Unternehmen geschieht). Kein Wort davon, ob und wie die Rechte der Kleinaktionäre in diesen Unternehmen abgesichert werden sollen. Kein Wort davon, ob die steuerliche Begünstigung junger Aktien künftig auch für die Aktien öffentlicher Unternehmen (was bislang ausgeschlossen ist!) gelten soll.

Dabei wird vom Gelingen der Börseeinführung nicht nur die Zukunft der Privatisierung, sondern auch die Zukunft der Wiener Börse abhängen, die sich nach einem kurzen Höhenflug wieder im Tiefschlaf befindet. Bei einem derzeitigen täglichen Mini-Umsatz von rund 10 Millionen Schilling an der Wiener Börse wird man sich schleunigst etwas einfallen lassen müssen, will man im Herbst wirklich für 2500 Millionen Schilling ÖMV-Aktien unters Volk bringen. Denn daß die Aktien der verstaatlichten Unternehmen mangels anderer Käufer im Portefeuille der verstaatlichten Banken landen, kann ja wohl nicht Sinn der Sache sein.

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