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Filme von gestern

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Unter all den durdischnittlichen Filmen dieser Woche ragen zwei heraus, die zwar ebensowenig als „Meisterwerke“ bezeichnet werden können, aber immerhin zumindest aus historischen Aspekten herausgehoben zu werden verdienen; beide stammen aus den dreißiger Jahren, sind aber so versohieden wie Tag und Nacht. Beide sind typische Produkte ihrer Zeit und Mentalität und sind wenigstens aus diesem Grund zeitlos: Studienobjekte idealster

Natur für Zeit- und Filmgeschichte — und darüber hinaus (für den unbefangenen Zuschauer) aber auch güte Unterhaltung. „Hallelujah, J’n» a Tramp“ ‘(so’’laület der englische Titel; der amerikanische Originaltitel ist ,.Hallelujah, Vm a Bum“) stammt axis dem Jahr 1933 und wurde von Lewis Milestone drei Jahre nach seinem Klassiker „Im Westen nichts Neues“ inszeniert; der nunmehr zum ersten Mal in Österreich gezeigte Film (und zwar in der englischen Originalfassung mit deutschen Untertiteln) ist thematisch ein typisches Produkt der endenden Depressionsjahre, ein resignierendes Bescheidenheitsmärchen: Ein mit dem Bürgermeister der Stadt New, York befreundeter individualistischer Vagabund führt diesen in Selbstverzicht mit der geliebten Freundin zusammen. Bereits fllmhistorisch ist die Begegnung mit einem Vorläufer des späteren Filmmusicals (ausgehend von dem Stil Brecht/Weill und den hier bereits in Nebenrollen agierenden großen Stummfllmkomikem Harry Langdon und Chester Conklin. Auch erleben wir den Stil des einstmals weltberühmten schluchzenden (Neger-) Song-Interpreten Al Jolson („Sonny boy“, „My Mammy“ u. v. a.) und erkennen den Einfluß russischer Stummfllm’technik in der Gestaltung. Gegenüber soviel zu sammelndem Studienmaterial zur Filmgeschichte wiegt eine große Anti- quiertheit wohl nur wenig…

Den Gegensatz dazu bietet die Wiederaufführung der deutschen

Filmoperette aus dem Jahr 193 „Opernball“, ein tJTpisChes Produh (ebenfalls!) des „gediegenen UFA Stils“-mit wienerischer Note (abwol in Berlin gedreht). Und erstaunlich der . oharmant-onusikabsch be schwjngte Streifen nach der gleich namigen Heuberger-Operetb

Schwung, und temperamentvoll vo Geza von Bolvary inszeniert, steht i: vielem den so wienerischen Werke: Willi Forsts nicht nach; köstlich Darstellerleistungen von Hans Mo ser, Theo Lingen, Fita Benkhof Paul Hörbiger usw. lassen ein Stüc deutschsprachiger Filmgeschicht zeitlos lebendig werden, die sic: zwar „unproblematisch“ (und un politisch) gibt, deswegen abe qualitativ keineswegs als „wertlos beurteilt werden darf. Im Gegenteil In welchen Filmen findet man heut zutage noch soviel „Unterhaltungs v;ert“? Und „nur“ zu unterhalten is auch eine Kunst, die man heut schon verlernt hat — leider…

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