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Drehbuch: Schiller

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Vielleicht wissen wir noch immer vom Film zuwenig oder gar nichts? Da ging vor einigen Jahren im Unterrichtsministerium die Idee auf, große Burg- theateraufführungen 'zu verfilmen. Ein richtiger Filmregisseur lacht nicht darüber, sondern nimmt die Sache ernst, verflucht ernst, filmt ein, zwei, drei solcher Stücke, lernt daraus und verbessert sich ständig selber — und da steht mit einem Male die Lindt- bergsche „M aria Stuart“ da, groß, ergreifend, fast makellos (wenn auch der Tonsteuerer noch mittäte) und mit edler Geste noch letzte Schwingungen der Sprache und der Geste vermittelnd, die die Bühne selber schuldig geblieben ist! Sollen wir uns wundern? Alte Dogmen verwerfen und (falsche) neue künden? Filmtheater? Theaterfilm? Freuen wir uns! Und neigen wir uns vor den Mutigen, die „das Gesetz“ auf den Kopf stellten: Regie Dr. Alfred Stöger, Kamera Elio Carniel; Judith Holzmeister und Liselotte Schreiner, Skoda und Moog, Liewehr und Reyer. Drehbuch von einem von Uradel: Friedrich von Schiller. Prädikat: ahnungsvoll, prachtvoll; in österreichischem Amtshochdeutsch: besonders wertvoll.

Es ist hart, einem deutschen Filmteam, das sich vier Monate lang an der Adria restlos der Idee und Ausführung des Films „Raubfischer in Hel- 1 a s" hingegeben hat, nach der uns ehrenden Wiener Weiterstauführung sagen zu müssen: Was ihr da gemacht habt, ist herrlich gewollt und zum Teil auch gekonnt, aber das Glück war nicht mit euch, das Ganze ist eben nur halb gelungen. Die schöne Idee, aus der erbitterten Konkurrenz von Netzfischern und Dynamitfischern den „ewigen Krieg“ herauszuschälen, kommt nur verschwommen zum Ausdruck. Zwischen dem Abenteuer und Problem klafft eine Lücke, und Mariä Schell, eine unserer intellektuellsten, ehrlich ringenden Schauspielerinnen, ist nun einmal keine Hor4? MiSHirfu

Prachtvoll photographiert. Ist der landschaftliche .und folkloristische Rahmen; er hat fast zuviel Gewicht und Bedeutung. Im ganzen ein spröder, profilierter, aber unliebenswürdiger und schwer zugänglicher Film.

Der alte Chaplin ist nicht „tot“. Jacques Tati ist ein legitimer Erbe. In dem französischen Film „M e i n Onkel“ treiben Kobolde aus „Modern Times“ ihr zauberhaftes Wesen. Der Mensch bricht aus dem lächerlichen Kerker des Superkomforts aus und geht auf die Suche nach dem verlorenen Paradies der reinen Unschuld. Das hört sich todernst an, und ist es auch. Wohl dem aber, der es so überwältigend heiter sagen kann wie dieser Film. — Hart auf den . Fersen ist ihm diesmal ganz und gar unerwartet — Filmdeutschland. In einem modernen Märchen, „E i n Mann geht durch die Wand“, erweist sich, daß die Welt des Films in Heinz Rühmann einen ihrer größten Charakterkomiker hat, der von Mal zu Mal wächst und zumal in der liebenswürdigen Verbrämung des deutschen Spießers eine Meisterschaft entwickelt hat, die bereits Züge eines Kulturdokuments aufweist. — Der Dritte im Bunde in dieser Woche ist Amerika mit dem überaus vergnüglichen Märchen „Der geheimnisvolle Struppi“, dessen moderne Metamorphose der Name Walt Disneys deckt. — In dieser erdrückenden Konkurrenz haben ein deutsches Teenagerfilmchen, „Ja, so ein Mädchen mit sechzehn", und ein österreichisches Spielchen, „Ich bin kein Casanova", keine Chancen, auch nur auf Platz zu landen.

Nicht ganz glücklich gebärden sich auch drei Problemversuche, die quälende amerikanische „Anna L u c a s t a", die reißerische ehglische „Schwarze Lorelei“ und eine deutsche Nervensäge, „L a b y- r i n t h“.

Dagegen hat unsere Austria-Wochenschau mit einem neuartigen Stilversuch ins Schwarze getroffen. Wiener Walzer im Alltag, eins zwei drei am Naschmarkt und Gehsteig — ein paar reizende Genrebilder!

Filmschau (Gutachten der Katholischen Filmkommission für Oesterreich). Nr. 45, vom 5. November 1959: III (Für Erwachsene und reifere Jugend): ..Das schöne Abenteuer“, „Das Tagebuch der Anne Frank" . — IV (Für Erwachsene): „Hausboot“, „Panoptikum 59", „Planet des Grauens". — IV a (Für Erwachsene mit Vorbehalt): „Mein Leben für dich", „Nackt im Strom“. — IV b (Für Erwachsene mit ernstem Vorbehalt): „Al Capone."

Empfehlenswerter Film.

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