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Jugend — überbelichtet

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So verdienstvoll das Bestreben des Films ist, auch seinerseits einen Beiträg zur Erhellung des Jugendproblems zu liefern, erliegt er dabei doch fast immer der großen Versuchung des Films: der Einseitigkeit bzw. der Ueberbelichtung.

Es ist einseitig und ungerecht, wenn Andre Cayatte im dritten Teil (nach „Justice est faite“ und „Nous sommes des Assassins“) seines großen kriminal- und sozialpsychologischen Triptychons, „Avant le De lüge“ („Vor der Sintflut“), alle Schuld auf.. Erden auf die Schultern der Eltern häuft, die Vor der Koreakrise gänzlich aus den Fugen geraten und einer Art egozentrischen Massenhysterie verfallen, während ihre Kinder wohl vom Gericht wegen Einbruches, Totschlages und Mordes verurteilt, vom Film aber nach modernem Täter-, nicht altem Tatrecht glatt . freigesprochen werden.

Es ist überbelichtet, wenn Georg Treßler in dem deutschen Film „Endstation Liebe“ in die hübsche Story einer inmitten des Fabriksalltags erblühenden jungen Liebe immer wieder Einlagen von widerlicher Brutalität und kaltschnäuziger Halbstarkensexualität hiheinzaubert. Treßler steht jetzt vor der Entscheidung: Kraftmeierei oder Milieukunst; wir wünschen seinem unverkennbaren Können, daß es möglichst bald die Fesseln einer Pubertätsrenom-miererei sprenge! (Sehr gut diesmal eingesetzt: Horst Buchholz und die junge Barbara Frey.)

Abgeklärter, poetisch verklärt und mit weisem angelsächsischem Humor verbrämt gibt sich ein ähnliches Thema, Liebe auf dem Asphalt, in dem eng-.üschsni.iBilm“„Wunde.-in Linifcoföniwtltbias

Harlan eirüem 'großen „Zuckmayer-Dränib/“5;brbet geht der starke deutsche Film „Nachts, wenn der Teufel kam“, die Geschichte von dem deutschen Massenmörder Bruno Lüdtke, dessen unheimliche Geständnisse den Machthabern des Dritten Reiches erst willkommen, über Nacht aber wieder unbequem waren. Die Mischung von „M“ und von „Teufels General“ ist Robert Siodmak nicht ganz gelungen. Auch er neigt, schon seit Jannings' und Georges Zeiten („Stürme der Leidenschaft“), zur kriminellen „Ueberbelichtung“. Trotzdem heben den Film die profilierte Story, die gekonnte Spielführung und die hervorragende Darstellung (Mario Adorf, Claus Holm, Hannes Messemer, Annemarie Düringer und andere) aus der Reihe. Es ist verständlich, wenn ihn Amerika als Anwärter auf den ausländischen Oscar ins Auge faßt.

Reizend gibt sich wieder einmal Vittorio de Sica als schüchterner kleinbürgerlicher Liebhaber in Luigi Zampas „Das fröhliche U rl a u b s h o t e 1“, einem Sommerspiel von luftiger römischer Grazie. Auch die deutsche Filmoperette, im Bunde mit Lehär sehen unverwelkten Melodien, hat im „Graf von Luxemburg“ einiges zu bieten: Farbe, Humor, das lockere Spiel Gerhard Riedmanns und Renate Holms und die duftigen tänzerischen Einlagen der Keßler-Schwestern.

Wochenschau und Sonderbericht der International-Film haben aus G a s t e i n reiche Ernte heimgebracht: die Fis-Bilder haben Tempo und Schnittelan. Auch das Glück war ihnen hold. Man sieht die Triumphatoren auf großer Fahrt und man erlebt die Stürze der Pechvögel. Man feiert am Schlüsse mit und fühlt sich wieder einmal als anerkannter Oester-reicher. Roman Herle *

F i I m s c h a u (Gutachten der Katholischen Filmkommission für Oesterreich) Nr. 6.und 7 vom 8. und 15. Februar 1958: II (Für alle zulässig): „Reise in die Urwelt“ — III (Für Erwachsene und reifere Jugend): „Die große Liebe der Anastasia“, „Die Frau im goldenen Cadillac“, „Geheimring Nippon“, „Der Mann, der niemals lachte“, „Schlucht des Grauens“ — IV (Für Erwachsene): „Die Beine von Dolores“, „Madeleine und der Legionär“, „Der Page vom Palast-Hotel“, „Väter und Söhne“, „Gold aus heißer' Kehle“, „Wetterleuchten um Maria“ — lVa (Für Erwachsene mit Vorbehalt): „Der geheimnisvolle Ritter“, „Morphium, Mord und kesse Motten“, „Zwischen Madrid und Paris“, „Almenrausch und Edelweif“, „Endstation Liebe“, „Vor der Sintflut“ — IVb (Für Erwachsene mit ernstem Vorbehalt): „Fahrt in den Abgrund“ — V (Abzuraten): „Spuren in die Vergangenheit“.

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