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Von Windmachern und Regenmachern

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Gut die Hälfte vom knappen Dutzend dieser Filmwoche ist verfilmte Weltliteratur, Bestsellerei und sonstiges literarisches Allerlei. Das gibt zu denken und ist Wasser auf die Mühle der These vom Film als Kunst aus zweiter Hand, Kunst auf Borg.

Kann., man Thomas Manu verfilmen? fragt ein Reklameessay ‘zur Premiere des deutschen Films „Di’eB ei e h n t n i ‘s’s er d e s H o c h s t a p I er s Felix Krull”. Natürlich kann man, aber man sollte lieber nicht. Selbst einem Regisseur wie Kurt Hoffmann gelingen nur glitzernde Details und (mit Horst Buchholz und Paul Dahlke) sogar plastische, schrullige Figuren; nicht gelingt (und kann nicht gelingen) der Durchbruch zur dichterischen Dimension; sie ist gerade hier sehr schwer zu definieren, keinesfalls aber ist sie schwebende Heiterkeit allein, Frivolität und Amoralität, wie sie der Film gibt! Daß es besser möglich ist. exerziert der amerikanische Film nach Nashs Bühnenstück „Der Regenmacher”. Burt Lancasters „Hochstapler” hat die Doppelbödigkeit, die dem Schwindler so häufig innewohnt; er schwindelt den Schwindel weg, er eulenspiegelt das Gute hinter dem Schwachen wieder. Darum regnet’s auch am Schlüsse, im „Krull” tröpfelt’s nur. Auch die Umkehrung Herr—Butler in dem amerikanischen Film nach einem Bühnenstück J. M. Barries’, „Z u s t ä n d e wie im Paradies”, ist ganz im Geiste der Vorlage von köstlicher Hintergründigkeit. Dichtertreu, nur etwas steif, ist die deutsche Verfilmung von „Pole Poppenspäler” unter dem unergründlichen Titel „Das Dorf in der Heimat” geraten. Lindberghs Ozeanflugmemoiren, „The Spirit of St. Louis”, hat Billy Wilder mit dem heißen Atem der dramatischen Einsamkeit des Pioniers verfilmt und „Phantom des Ozeans” genannt. Ein unverwüstliches Bühnenstückchen, „U n e n t s c h u 1 d i g t e Stunde”, hat Willi Forst neu verfilmt und daran viel Handgelenk,

aber wenig Willi Forst verwendet. Sein angekündigtes Comeback steht immer noch aus. Fast geriet der deutsche Unterhaltungsfilm „Das einfache Mädchen” mit der reizenden Caterina Valente und dem disziplinierten Rudolf Prack besser, lockerer. Ein lockeres amerikanisches Musical, und fast noch, mehr: -„Die: tfber ets Zehn faws.dp d,”

Das italienische Team des großartigen Films „Der verlorene Kontinent” besuchte neuerdings drei Andenstaaten, konnte aber in „M a r a c a s” nicht ganz den großen Wurf wiederholen. Der Film ist nur schmissig und effektvoll, aber zu wenig seriös.

„Lockende Versuchung” („Friendly Persuasion”) läuft nunmehr deutsch synchronisiert und präsentiert sich solcherart auch den Massen als verdienter Preisträger. „Fliegende Hufe” hat sich durch ein paar unnotwendige Kraßheiten in Wien um die Jugendfreiheit gebracht.

F i 1 m s c h a u (Gutachten der Katholischen Filmkommission für Oesterreich), Nrn. 36/37, vom 7. und 14. September 1957: III (Für Erwachsene und reifere Jugend): „Unentschuldigte Stunde”, „Aethi- opien — Kaiserreich zwischen gestern und morgen”, „Maracas” — IV (Für Erwachsene): „Im Dunkel der Nacht”, „Liebe, Lumpen, Leidenschaften”, „Vincent van Gogh — Ein Leben in Leidenschaft”, „Blutiges Geld”, „Chinalegionär”. „Moderne Jugend”, „Der Regenmacher” — IVa (Für Erwachsene mit Vorbehalt): „Der große Verführer”, „Der Stern von Afrika”, „Der Bauerndoktor von Bayrisch-Zell”, „Feuer über Mindanao”, „Hyänen der Straße” — IVb (Für Erwachsene mit ernstem Vorbehalt): „Das dritte Geschlecht”, „Monsieur Ripois”, „Spiel mit dem Feuer”, „Franziska”, „Die schwarze Peitsche”, „Die Unschuld vom Lande” — V (Abzuraten): „Die Besessenen”.

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