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Die Pforten der Holle

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Hölle und Teufel sind beliebte Vokabel für reißerische Filmtitel, und meist ergibt dann der besichtigte Film, daß es weder „höllisch“ noch „teuflisch“ zuging. Lediglich albern und lächerlich wirkten die Versuche, durch übersteigerte Sensationsmache die müdgequälten Nerven der Zuschauer aufzureizen. ■4— ti m“4Woche begegnet;“eiB^^-farbiger. Dokumentarfilm im Kino, der zu den besten dieser Gafttnfg JzäMt. „VuiTtärferür Pforten der Hölle“ ist ein Streifen des bekannten Geologen Haroun T a z i e f f, der in diesem Film über seine Reisen zu Vulkanen in allen Erdteilen berichtet und seinem Werk den Originaltitel „Lea rendez-vous du diable“ gab. Abseits jeder gekünstelten Effekthascherei erreicht ein streng wissenschaftlich gehaltener Filmbericht atemraubende Spannung und bietet ein Bildmaterial, das stellenweise von einmaliger Eindruckskraft ist. Mit ungeheurem persönlichem Mut begibt sich Tazieff mit seiner kleinen Schar von Mitarbeitern in die oft lebensgefährliche Nähe der feurigen Lavaausbrüche, und jeder, der diesen Streifen gesehen, hat tatsächlich den Eindruck, an den „Pforten der Hölle“ gestanden zu haben und mit unbändigen Naturkräften ein Rendezvous gehabt zu haben. Dieses Rendezvous möge niemand versäumen.

Farbig, musikalisch und historisch kommt diesmal Amerika. Die „Columbia“ startete ihren größtenteils hier hergestellten Cinemaseopefilm übet Franz L i s z t in Wien, und diese Stadt scheint erfreulicherweise einen guten Einfluß auf diesen Hollywoodfilm gehabt zu haben. Liszt — wenngleich auch in erster Linie seine Liebesaffären ins Bild kamen und weniger sein

7ieitc„r|ltwirkf doch ungleich europäischer als viele ^seiner, j^filmtefl, jKeJIegeo., Sicher war es, schwierige diese ruhelose und faszinierende Persönlichkeit glaubhaft ins Bild zu bringen. Dirk Bogarde zog alle Register seiner Schauspielkunst. Daß er nicht restlos überzeugen konnte, lag weniger an ihm als an Franz Liszt selbst. Im Musikteil ist der Streifen „N u r wenige sind auserwählt“ besser geraten. Der Film schildert den Bruch mit der Mutter von Liszts Kindern, der Gräfin d'Agoult, die sein Vir-tuosentum haßte und in ihm nur den Komponisten sehen wollte, und seine große Liebe zur Prinzessin Sayn-Wittgenstein. Trotz aller romantischer Ausschmückung wird erfreulicherweise eines deutlich: Die Menschen damals suchten noch Gottes Willen zu erkennen, und trotz einer großen Liebe sind sie zu Verzicht bereit, weil Schuld gesühnt werden muß.

Alte Sünden der Vergangenheit brechen auch in dem bewegten Fastnachtstreiben von Mainz 1913 auf. Zwischen Ausgelassenheit und Maskentreiben taumelt ein Mensch in einen Beichtstuhl des Domes, fällt aber tot zusammen, denn in seinem Rücken steckt ein 6izilianischer Dolch. Etwas umständlich wird nun die Vorgeschichte zu diesem Kriminalfall aufgehellt, und die komplizierte Handlung macht es dem Zuschauer nicht immer ganz leicht, mitzukommen und mitzuempfinden. Sünden verjähren nicht, und diese Erkenntnis dürfte auch in unserer hysterischen Zeit, die Schuld und Sünde so gerne hinwegpsycholo-gisieren möchte, heilsam sein. „Die Fastnachtsbeicht e“, nach einer Erzählung von Carl Zuckmayer, von dem nach Europa heimgekehrten Hollywoodregisseur William D i e t e r 1 e inszeniert, ist ein Film mit großen Ambitionen, die aber nur teilweise erfüllt werden. Wiederum fällt der Sohn eines Großen des Films auf: Götz George gibt auch in diesem Streifen eine erfreuliche Talentprobe.

Trotz Nadja Tiller und ihrer beachtlichen Leistung erreichte der deutsche Film „Die B o t s c h a f t e-r i n“ kaum mehr als das Niveau eines Illustrierten-romans, der auch die Story für diesen Film lieferte. — Gute Unterhaltung mit typisch englischem, trok-kenem Humor bietet „Hochverrat mit Hindernissen“. James Mason — endlich der Schurkenschablone entkommen — beweist viel Charme und viel Humor, und wieder einmal mehr zeigt sich, daß nicht so sehr Farbe, Breitwand und Aufwand für das Gelingen eines Films notwendig sind, sondern ein gutes Buch sowie echte Einfälle, und dazu benötigt man eben doch etwas Geist

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