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Puppen im Sommer
Einzig „D e“r Sommer der 17. Pupp e“ erhebt sich über das hochsommerliche Niveau des Wochenprogramms der Lichtspieltheater. Es handelt sich hier um einen interessanten, wenn auch problematischen Streifen aus Amerika, dem ein Theaterstück des Australiers Ray Lawler zugrunde liegt. Es wurde in der vergangenen Saison auch im Wiener Volkstheater mit Hilde Krahl dem Wiener Publikum mit relativ bescheidenem Erfolg dargeboten. Diesmal bekam einem Theaterstück die Verfilmung, denn Leslie Norman als Regisseur transponierte das Theaterstück mit viel Geschick in die filmischen Dimensionen, ohne daß beide — Theater und Film — Einbußen erlitten. Trotz des fremden Milieus und einer befremdlichen Lebensauffassung schälen sich sehr bald allgemein gültige Probleme heraus: das ewige und trotzdem nicht weniger bestürzende Problem des Alterns. Die Jahre vergehen, und mit ihnen ändern sich auch die Menschen und die Beziehungen zueinander. Was man für Glück gehalten, wird mit der Zeit schal und leer. Dazu berufliche Rückschläge. Wenn auch Anne Baxter als enttäuschte Dauerfreundin ihre schwierige Rolle nur teilweise bewältigt, so spielt Ernest Borgnine meisterhaft auf. Ihm glaubt man all die Primitivität und die Enttäuschung. Es ist ein Film, der zum Nachdenken anregt und ungeordnete Beziehtingen im Leben und in der Liebe mitleid-
Für die immer größer werdende Gemeinde der Liebhaber nicht synchronisierter Filme bringt das einschlägige Kino eine originelle englische Komödie „The s m a 11 e s t s h o w o n E a r t h“ („Die kleinste Schau der Welt“), in der ein junges Ehepaar von dem verstorbenen Onkel ein uraltes und baufälliges Kinounternehmen erbt. Um den Wert des Objekts zu erhöhen, entschließen sich die jungen Leute, diesen „vorsintflutlichen“ Betrieb von einem Kino wieder in Gang zu setzen und erleben dabei mancherlei Abenteuer. Wenngleich wir die Notwendigkeit der Synchronisation für Kommerzfilme mit breiter Abspielbasis unter Vorbehalt einsehen, so muß man doch dankbar für die Orginialfassung gewisser Filme sein, die dadurch zu einein köstlichen Erlebnis werden, weil sie die ganze Fülle ihrer Originalität bewahrt haben.
Die übrige Kinowoche ist sommerlich mager: Martine Carol als „Natalie spielt Geheim-a g e n t i n“ bietet dabei kaum mehr als französischen Klamauk. Auch Eddie Constantine jagt Spione unter dem beziehungsreichen Titel: „Laß die Finger von der Dame“ und ist dabei wieder bescheiden in sein angestammtes Metier als Leininy Caution zurückgekehrt. Auch der Wilde Westen wird immer zahmer und langweiliger, und mit der Zeit fällt es schwer, die Titel auseinanderzuhalten, auch wenn sie nicht so ähnlich klingen wie diese Woche: „Die Hand am Colt“ und „Mit Büchse und Colt“, Ein älterer Tarzanfilm verirrte sich ebenfalls in die sommerlichen Reprisenprogramme. Es handelt sich um den Johnny-Weißmüller-Film, .T a r z a n und sein Sohn“. Besser schneidet Deutschland mit der Komödie „Der Held meiner Träume“ ab, denn der Südamerikaner Carlos Thompson ist ein solcher Held vom Scheitel bis zur Sohle und vermag mit seriösen Mitteln zu überzeugen. Erfrischend als urkomischer Gegenspieler um die Herzen junger Mädchen der außerordentlich begabte junge Charakterkomiker Peter Vogel. Der Schallplattenerfolg „Marina“ wurde zu einem Film verwendet. Machen hier bekannte Plattenstars Reklame für die .Schallplattenindustrie oder wollen sie einem schwachen Film auf die Beine helfen? Überraschend natürlich Deutschlands Boxeuropameister Bubi Scholz, trotz des albernen Drehbuchs.
Schließlich ein Neuaufguß und sicher nicht der letzte: „Die Nächte des Rasputin“. Trotz einiger Zurückhaltung im Bild geriet doch nur eine vordergründige Deutung dieser zwielichtigen Gestalt, die vornehmlich an der schwachen Darstellung scheitern mußte.
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