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Filme, die der Wind nicht Verweht

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Eime ungewöhnliche Begegnung im Programm der Wiener Lichtspieltheater konf on-tiert den erst kürzlich' hier besprochenen c itte-rikanischen Farbfilm »Die Heilige von Fatina“ mit dem neuen spanischen Schwarzweißfilm des gleichen Vorwurfs: .Das Wunder von Fat im a“. Dem lockenden Unterfangen, diesen Zusammenfall zu einer tiefer schürfenden Prüfung romanisch-abendländischer und Neue-Welt^Frömmigkeit zu nützen, fällt leider die Raumnot der festlidi prallen Filmspalte (19 Weihnachtspremieren!) in die Arme. Unserem Empfinden scheint die naive, innige Religiosität des spanischen Films irgendwie näher zu sein als die kühl gekonnte Geste Hollywoods; auch Ines Orsini (bekannt aus „Maria Goretti“) übertrifft gerade darin die amerikanische Darstellerin. Am deutlichsten drückt sich der Unterschied in der Darstellung der wunderbaren Erscheinung aus, die in der Sprache Hollywoods ein gewisses Schwelgen in mystisch-technischen Tricks bedeutet, während der spanische Film mit dem Blick auf die aufschauenden und aufhorchenden Kinder nur einen Teil des Faltenwurfs der Gottesmutter zeigt. Von da fehlt nur ein Schritt noch zu jener idealen, eindringlichen Bildkunst, die uns endlich einmal in einem solchen Mirakelfilm aus der inneren Bewegung des getroffenen Menschen allein da6 Wunder erleben läßt. Trotzdem darf beiden Fatima-Filmen da Zeugnis eines hohen, beseelten künstlerischen Könnens ausgestellt werden. Es besteht kein Grund, sie in der Werbung gegeneinander auszuspielen.

Mit einer Verspätung, die dem Kritiker hierzulande fast das Recht zu einer ausführlicheren Würdigung nimmt, sieht das österreichische Publikum nunmehr „Vom Winde' verweht“. Sieht man von den vom Winde verwehten Fortsetzungsfilmen der letzten Stummfilmzeit („Judex“ in fünf abendfüllenden Teilen!) ab, 60 übertrifft dieser Film, was Länge und Vorführungszeit (6600 Meter in 3 Stunden 26 Minuten!) anbelangt, selbst Reinhardts „Sommernachtstraum“ um ein beträcht-liches. Die Probleme des Buches sind ausgekämpft und von den Schauern des zweiten Weltkrieges übertrumpft, und 13 Jahre ehrenvoll' bestandenen Lebens haben den Mammut-film längst aus aller erregten Kritik gelöst. Mit einer Art kühlen Hochachtung nehmen wir, ihn heute gegen den bösen Vorwurf, er sei nur ein saftiger Schinken, in Schutz und verweigern ihm andererseits sachlich und entschieden die lobrednerische Zensur, er sei das Kunstwerk der Filmgeschichte schlechthin. Das erstere^ gebietet die einzigartige monumentale Hintergrundmalerei des Nord-Süd-Krieges, das letztere verweh“ uns die in banalen Phrasen schwelgend«, ethisch fragwürdige Liebesgeschichte des zweiten Teiles.

Hau: pm erttta Teil der heißeV Rejgi6seirs vüdes, bewegtes, lebe BSp tragen die /Brbrechliche Story des zweiten Teiles fünf große Darstellerleistüngen, die in solcher.) klassischen Zusamrhenspiel nur in dem Film „Menschen im Hotel“ ein gleichwertiges Gegenstück haben.

Noch ein drittes Mal sprengt das Weihnachtsprogramm 1952 sichtbar den herkömm-„Kongo —Flammende -iiis“, das Erlebnis zweier amerikanischer Tierfänger, stellt, den atemraubenden Gipfelpunkt des modernen- Expeditionsfilms dar. Aber auch die vier Walt.-Disney Filme des Beiprogramms stellen vieles in den Schatten, was dem Magier von Hollywood größeren Ruhm eingetragen hat (die lyrische Ironie etwa vom Stier Ferdinand ist nur mit den inspifiertesteri Takten aus den größten Chaplin-Symphonien vergleichbar).

Das leichte Genre reicht von „H anner 1“, „Obersteiger“ und dem „W elften Rössel“ hinab zu „P e n 6 i o n S c h ö 11 e r' und „Ro6e vom Wörthersee“. Eine bedenkliche Story verdeckt „Jede Frau braucht einen Engel“ mit versöhnlichem Charme. „C o 1 o r a d o“ ist eine Ehrenrettung des Wildwesters, .Der Jüngste Tag“ keine der Utopie. Nicht ganz geglückt sind die Ost-Wiener Wasserrevue „Seesterne“ und der Mischstil von „Heim weh nach dir“. „Affäre in Trinidad“ und „Spione, Liebe und die Feuerwehr“ 6ind zwei aus einem Dutzend. Die große, Enttäuschung der österreichischen Sportler ist der Osloer Wiiiterolym-piadefilm. Von einigen anderen letzten läßt sich auch das nicht mehr sagen.

Im ganzen aber ein gehaltvolles Weihnachtsprogramm, an das man sich in etwa kommenden magereren Jahren wehmütig erinnern mag. Roman He rle

Film schau (Gütachten der Katholischen Filmkommission für Osterreich, Nr. 5VII vorn 17. Dezember und 52, 53/11 vom 31. Dezember 1952): II (für alle zulässig): „Olympische Winterspiele'Oslo 1952“; III (für Erwachsen« und reifere Jugend): „Die Feuerspringer von Montana“, „Karneval in Texas“, Kongo —• Flammende Wildnis“, „Der Jüngste Tag“, „Seesterne“, „Im weißen Rössel“; IV (für Erwachsene): „Hannerl“, „Affäre in Trinidad“; IVa (für Erwachsene mit Vorbehalt) „Vom Winde verweht“, „Pension Schöller“, „Jede Frau braucht einen Engel“, „Durch dick und dünn“; IVb (für Erwachsene mit ernstem Vorbehalt): „In Ra6 «irit»«

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