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Der Weg zurück

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Wenn drei Wiener Premierenkinos das neue Jahr mit einer Wiederaufführung eröffnen, so hat das einen tiefen Sinn. Unsicher ist die Zukunft des Films, sorgenvoll die Gegenwart, aller Ehren voll aber die Vergangenheit. So ist es nicht eigentlich ein Krebsgang, sondern eher eine Besinnung auf zeitlose Werke, wenn der Film in den Spiegel der Vergangenheit schaut.

Einer der drei Filme ist übrigens 27 Jahre alt, getragen allerdings von der größten Darstellerpersönlichkeit der Filmgeschichte: Greta Garbos in „Königin Christin e“, dem 21. in der Reihe ihrer 27 Filme, deren letzten, „Die Frau mit den zwei Gesichtem“ (1941), wir noch immer nicht gesehen haben. „Königin Christine“ zählt zweifellos zu den Reifewerken der Garbo, denn vorher erreichten wohl nur „Menschen im Hotel“ diese künstlerische Höhe, nachher noch „Anna Karenina“, „Die Kameliendame“ und „Ni- notschka“. Den Film betreute ihr Hausregisseur Rouben Mamoulian, der die Abdankung der schwedischen Königin, aus einem Religionspolitikum, das sie in Wirklichkeit war — Christine war zum katholischen Glauben übergetreten —, etwas robust in eine Liebesromanze der Königin und des spanischen Botschafters umbog, diese Lesart dann aber mit Fingerspitzen verfocht. So schuf er Raum für Großaufnahmen der Garbo von berückender Schönheit, deren Adel und Keuschheit zu be- stürzenden Vergleichen mit der vulgären Art der Sexstars unserer Tage herausfordern.

Es gilt ähnliches für die jüngeren Filme und Stars der anderen zwei Reprisen: Leslie Caron in „Lili“ und Audrey Hep- burn in „Ein Herz und eine Krone“. Wie alle drei Kopien sind auch die Filme erstaunlich frisch geblieben.

Im Festtagsprogramm, das besser als in den vergangenen Jahren war, schlugen kindJiche, märchenhafte, „jugendfreie“ Stories vor. Von der „Reise im Ballon“ war schon die Rede. „M ein Freund S t u b b s“ war Walt Disneys, „M e i n Freund Enrico“ Ladislao Vajdas Weihnachtsgabe. Gullivers Reisen sind unter dem Titel „Der Herr der drei Welten“ wiederverfilmt worden, wieder mehr dem (recht gelungenen) Perspektiventrick als der politischen und Gesellschaftskritik zuliebe.

Österreich schnitt mit „Im weißen Rößl“ (etwas überdreht inszeniert, aber blendend besetzt) besser ab als mit „Das große Wunschkonzert“.

SL Jean. Gabi, und Frankreich brillierten neuerlich als „Ein Her r ob n ? Kleingeld“. England pfefferte in eia neues Stück der Arztserie, „Dreimal Liebe täglich“, zuviel Sex und zuwenig Witz.

Sind Priester und geistliche Schwestern bewußt gewählte Attrappen des Weihnachtsprogramms? Mit einer gelungenen Father-Brown-Kopierung „Das schwarze Schaf“ (Heinz Rühmann), wäre dann

Deutschland mehr als ein geistlicher Statist gelungen, fast, nicht ganz, eine religiöse Komödie, wenn es so etwas gibt. Die deutsche Komödie „Auf Engel schießt man nicht“ (mit Ruth Leu- werik) stünde ihm thematisch, nicht im Range am nächsten; recht unglücklich die gut gemeinte „Nonne von S a 1 a- manca".

Der richtige Kriminalfilm fand in „Mitternachtsspitzen“ eine an Hitchcock gemahnende originelle Spannung bis zum Schluß, in der gleichfalls amerikanischen Komödie „W o kommt denn bloß der Tote her?“ eine amüsante Parodie. Schüsse fehlen nie im Glockengeläut. Diesmal trafen sie ins Schwarze. Roman H e r 1 e

Filmschau (Gutachten der Katholischen Filmkommission für Österreich): II (Für alle zulässig, ab 10): „Sabine und die 100 Männer“ — Ila (Für alle; für Kinder gewisse Vorbehalte; ab 12 bzw. 14): „Lied der Sehnsucht“ — III (Für Erwachsene und reifere Jugend, etwa ab 16). „Im weißen Rößl“, „Das schwarze Schaf“ , „Der Gaukler“ , „Der Kommandant“ — IV (Für Erwachsene): „Es begann, als sie nein sagte“, „Rififi in St. Louis“, „Unter dem Terror der Mörder“, „Das Spukschloß im Spessart“, „Mitternachtsspitzen“, „Ein Geschenk für den Boß“, „Auf Engel schießt man nicht“, „Piraten im Frack“ — IVa (Für Erwachsene mit Vorbehalt)! „Dracula und seine Bräute“, „Dreimal Liebe täglich“, „Die Nonne von Sala- manca“, „Wo kommt denn bloß der Tote her?“, „Schlußakkord“, „Für ihn verkaufe ich mich nicht“, „Ein Herr ohne Kleingeld“. — sehenswerte Filme; empfehlenswerte Filme.

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