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Von der Ufa zur Defa

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Mit bescheidener gesteckten Zielen, die er dafür auch erreicht, stößt der Regisseur der ost-westdeutschen Kavalkade „Geliebtes Leben" in seinem neuen Film „Große Schwächen — kleine Sünden" — warum behielt man nicht den besseren Titel „Der Tag vor der Hochzeit"? — zum Genre des heiteren, sarkastischen Zeitfilms vor, in dem Bürgermeister und Staatsoberhaupt, Hochzeit und Politik karambolieren und ironisiert werden, anzüglich, aber mehr noch mit Humor, ein Stoff- und Regiegriff, ähnlich „Don Camillo und Peppone", ein Spaß mit Hintergrund.

Nur mit Spaß — der Hintergrund wird nur von schönen Landschaften des europäischen Südens beigestellt — versucht sich der ebenfalls westdeutsche Film nach einem Roman von Spoerl „H o c h z e i t auf Reisen" und weiß das Wiederzusammenfinden eines zertrotzten Ehepaares zu einem recht vergnügten Getändel, sogar mit ein bißchen Ironie, zu machen, anspruchsvoller als die amerikanischnaive Geschichte mit Sänger, Komiker und Liebhaber um das Schwimmphänomen Esther Williams, für die es bald keine Handlungen mit neuen Einfällen mehr zu geben scheint. „Bezaubernde Lippen" heißt ihr jüngster Technicolorfilm.

Die Reprise „S e h s a t i o n s p r 0 z e ß C a s i 11 a" -- Regie Eduard von Borsody, Hauptrolle Heinrich George — bezeugt die bewährte alte Ufa-Marke, die einen formalen Standard verbürgte, der in diesem Dialogfilm om Wort und von den Schauspielern her gewahrt ist und die Runzeln der Technik überdauert.

Fritz Lang, der übers große Wasser ging, hat dort nicht mehr zur Größe seiner Anfänge gefunden. „Eine Frau will vergessen" im Original „Die blaue Gardenie" zeigt nur in Momenten den Handwerker Fritz Lang als Nutzer skurriler Kameraeffekte, aber die Geschichte düpiert das Publikum, sie langweilt und erheitert unfreiwillig durch krasse Unmöglichkeiten und ein gewaltsames Happy-End.

Fast so seltsam ist dieser Kriminalfilm wie das pathetische Defa-Gemälde „Die Unbesiegbaren" aus den achtziger Jahren des Wilhelminischen Deutschland, in dem Karl Paryla den Abgeordneten August Bebel spielt. Den überwiegenden Teil des Films nehmen Auseinandersetzungen zwischen den gemäßigten und radikaleren sozialistischen Parlamentsvertretern ein. Die Handlung zeigt einen Werkmeister, der wegen des Drucks illegaler Flugblätter in Untersuchungshaft gerät. Ein Genosse hat für die Polizei Spitzeldienste geleistet. Schließlich wird das Sozialistengesetz im Reichstag aufgehoben. Also ein Film für die Demokratie, für die Freiheit zur Opposition. Ein Film aus Ostdeutschland. Lind ein historischer Film. Er spielt vor mehr als 70 Jahren ...

Fi Im schau Gutachten der Katholischen Filmkömmission für Oesterreich, Nr. 18, vom Mai 1954: I a Zu empfehlen für Erwachsene und reifere Jugend: „Die letzte Brücke" — III Für Erwachsene und reifere Jugend: „Bezaubernde Lippen", „Chopins Jugend", „Sensationsprozeß Casilla", „Gefahr aus dem Weltall" — IV Für Erwachsene: „Nancy geht nach Rio", „Erpresserin" — IV a Für Erwachsene mit Vorbehalt: „Gardenia — eine Frau will vergessen", „Die Unbesiegbaren" — IV b Für Erwachsene mit ernstem Vorbehalt „Hochzeit auf Reisen"

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