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Sieben mal eins ist eins sagt der Episodenfilm

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In der Mode der Episodenfilme dürfte das französisch-italienische Sextett „Die sieben Sünden" (zwei von ihnen sind in einen einzigen Akt zusammengespannt) wohl einen vorläufigen Höhe- und Endpunkt der Entwicklung darstellen. 12 oder 18 Teile dürfte ein einziger Filmabend ja kaum vertragen — schon bei den „Sieben Sünden" ist manches verdammt bruchstückhaft und überspitzt geraten. Das Aufgebot an erstrangigen Regisseuren und Darstellern ist imponierend, trotzdem ist der künstlerische Rang der einzelnen Episoden erstaunlich ungleich. Schwach fiel der „Rahmen" der sieben Todsünden als abgeschossener Schaubudenfiguren aus. Er hätte viel sinnvoller und hintergründiger werden können — die Dämonie der Marionette verlockt geradezu dazu. Von den Episoden selber verraten nur einige wenige eine Moral der Geschieht’, einige Pointen dagegen muten verwaschen oder verspielt an, und schließlich gerät die eine oder die andere, so besonders die „Gefräßigkeit", bedenklich in die Nähe von Herrenabendzötchen. Von moraltheologischer Echtheit und Richtigkeit, wozu er sich im Originaltitel („Die sieben Todsünden") eigentlich unaufgefordert irgendwie selber verpflichtete, ist dieser künstlerisch scharf profilierte Film allerdings so weit entfernt wie etwa Käutners Adamsapfelrevue vom ersten der Bücher Mosis.

Einen Stoff, hinter dem mehr lauert als effektvolles Kino — die Begegnung von Gefühl und Sachlichkeit, der romantischen Frau und des brutalen Managers in der modernen Ehe —, greift der französische Film „Die Wahrheit über unsere Ehe" auf, schürzt den Knoten sauber, ja, durch die Gegenläufigkeit der Charakterentwicklung, sogar raffiniert, entwirrt ihn dann aber nicht, sondern haut ihn roh durch: Ein Gattenmord kann wohl kaum als die typische Lösung eines so verbreiteten Problems angesehen werden? Sehr dichte Darstellung durch Jean Gabin und Danielle Darrieux.

Das unheimliche Phänomen, das dem Film ermöglicht, einen objektiven Tatbestand mit zwingender Suggestion in beliebig viele, subjektive, „falsche" Darstellungen aufzuspalten, wird in dem französisch-italienischen Kriminalfilm ,,E n g e 1 oder Sünderin" leider nicht sehr diabolisch, sondern nur schlampig und mit einem unfaßbaren kriminalistisch-logischen Schnitzer gewürzt genutzt.

In dem plastischen Film „Arena" (amerikanisch), einem tüchtigen Cowboyfilm, deh übrigens ideal die klassische Bühnenforderung nach Einheit der Zeit und des Ortes erfüllt (er spielt in zwei Stunden an einer einzigen Stätte), taucht zum erstenmal im Wiener 3-D-Programm so etwas wie Substanz auf, Aufbau, Konflikt, Lösung, Moral. Fangen wir also in Gottes Namen wieder beim Eizustand an. Schließlich ist ja, wie der Kalauer dartut, die Henne noch lange nicht als ideales Endstadium erwiesen. Denn sie legt wieder Eier.

Roman Herle

Man mag zu Puccini stehen wie man will: man mag seine Musik sentimental und süßlich finden und sie ablehnen; aber auch wenn man in ihm nicht mehr sehen will als einen viel gespielten Komponisten, wird man doch zugeben müssen, daß er diesen Farbfilm, der ihn zum „Liebling der -Frauen“ stempeln will, nicht verdient hat. Zum Film „Puccini“ gibt es keine Alternative — hier ist nur eine Stellungnahme möglich: in der Reihe der Komponistenporträts von Beethoven abwärts, die das Leben der großen Musiker „frei nach der Natur nachgestalten“, ist er wohl die schauerlichste Pferdeoper, die je komponiert wurde. Dabei enthält er Landschafts- und insbesondere Seeaufnahmen von feiner Farbtönung und Schönheit und prunkvolle Szenenbilder aus „Madame Butterfly“ und „La Bohème“. Sollte es wirklich unmöglich sein, einmal einen anständigen Komponistenfilm, ohne unglückliche Liebe, Musenkuß und läppische Uebertreibungen zu drehen?

Der Rauschgiftschmuggel mit „M a r i h u a n a“ gab einen spannenden Filmstoff. John Wayne er-

scheint als Kriminalbeamter, der exotische Hintergrund tut sein übriges — und man ist zwei Stunden lang in die dunklen Fäden der Marihuanaschmuggler verwickelt und durch sie gefesselt. Nur der Schnitt hätte die Handlung noch ein wenig straffen können; aber auch so gibt dieser Reißer alles, was min von seinesgleichen erwarten kann. Wieland Schmied

Filmschau (Gutachten der Katholischen Filmkommission für Oesterreich), Nr. 23 und 24 IV vom 10. und 17. Juni 1954: III (für Erwachsene und reifere Jugend): „Staatsanwältin

Corda", „Auf verlorenem Posten", „Vorhang auf”, „Das Nachtgespenst", „Arena", „Das Geheimnis des schwarzen Ritters", „Der große Aufstand" — IV (für Erwachsene): „Puccini", „Die schwarze Isabell", „Vergib mir Madonna", „Der Arzt und das Mädchen", „Marihuana", „Sombrero", „Der Geisterschütze" — IV a (für Erwachsene mit Vorbehalt): „Alles Glück dieser Erde", „Christina", „Der Warenhausdetektiv", „Die Geliebte des Fremdenlegionärs’’ — IV b (für Erwachsene mit ernstem Vorbehalt): „Die sieben Sünden" „Die Wahrheit über unsere Ehe”, „Engel oder Sünderin" — V (Abzuraten): „Der treue Husar,"

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