6599308-1953_26_16.jpg
Digital In Arbeit

Das gab's nur einmal . . .

Werbung
Werbung
Werbung

Der Tonfilm war noch neu, die ans Mikrophon gefesselte Kamera oft noch unbeweglich, als Erik Charell die Ufa-Operette „Der Kongreß tanzt“ inszenierte. „Das gibt's nur einmal, das kommt nie wieder ...“ sang darin das Filmliebespaar Harvey-Fritsch in einer berühmt gewordenen Wagenfahrt, „Das muß ein Stück vom Himmel sein“ sang Paul Hörbiger... Er singt es wieder in der Neuaufführung dieses Films, und trotzdem der Zelluloidstaub zu spüren ist und die Harvey der Stummfilmgestik noch nicht entwachsen ist, spürt man selbst nach fast 25 Jahren, daß dieser Film einmal etwas gewesen ist. In jeder Einstellung verbindet sich die Musik mit Bewegung, entweder vom Bild oder von der Kamera her, und mancher Heutige könnte noch von der Technik dieses frühen Tonfilms lernen, von dessen Erbschaft viele Filme um und aus Wien noch lange zehrten ...

Daß auch die Dynamik und Bewegtheit des russischen Films nicht wiederkommt, beweist der von Eisensteins Assistenten Alexandrow und Eisensteins Kameramann Tisse gemachte Farbfilm über das Werk des nationalrussischen Komponisten Glinka. Ueber die Wiedergabe ver-

Oesterreichisches Recht

Einem Teil der Auflage unserer letzten Nummer lag ein Prospekt der Versandbuchhandlung Oskar Andreas in Wien-Hadersdorf, Stinglgasse 8, über ein neuartiges Gesetzbuch bei, das mit Hilfe eines ausführlichen Sachregisters auch dem Nichtjuristen die Lösung vieler Rechtsfragen ermöglicht. Wer den Prospekt nicht erhalten haben sollte, verlange ihn von obiger Firma.

schwenderischer Inszenierungen der Opern „Das Leben für den Zaren“ und „Ruslan und Ludmilla“ kommt der Film nicht hinaus. Eine private Handlung, welche die Lesebuchgestalten des Films vermenschlichen könnte, ist ängstlich vermieden, und es wird nur in höchstem Pathos über nationale russische Musik theoretisiert. Aber es ist ein ermüdendes Pathos der Worte und der Gesten. Bei Eisenstein bezwang einst das Pathos der Kamera.

Daß in einer Woche drei Filme die Krise der kinderlosen, unerfüllten und erlebnisleeren Ehe behandeln, zeigt, was der Filml leisten könnte, wenn er die Fragen, die die Menschen bewegen, nicht bloß zum Vorwand für eine Spiegelfechterei nähme, sondern sich um Antworten — vielleicht auch unpopuläre, aber ehrliche Antworten — mühte. Am nächsten kommt einer Lösung noch die lustspielhaft leichte Art, mit der Erich Engel in „Kommen Sie am Ersten“ die Frage angeht, so nebenher gesehen von einem Inkassanten, der seinen Einblick in die Ehen anderer Leute dazu benützt, um einiges in Ordnung zu bringen und plötzlich spürt, daß seine eigene Ehe, die er so geborgen wähnte, in Gefahr ist. Ein bißchen zu trocken, zu wenig pointiert, aber ehrlich, sauber und lustig. So kann man's machen.

Aber nicht so wie Maurice Cloche — wie schön war sein „Monsieur Vincent“! — der in „Geliebte Domenica“ sich selber in Landschaft und Liebesidyll verliebt und die Glaubwürdigkeit der Handlung vergißt, der eine Romanze photographiert und vorgibt, ein Problem zu behandeln: das der vernachlässigten, lebenshungrigen Frau, die dem Abenteuer nachläuft. Sie ist ihm nicht gut bekommen, diese Flucht ins korsische Schilf.

Auch nicht so wie die italienische „Letzte Begegnung“, die bei uns von geschäftstüchtigen Verleihern in „E r o t i k“ umbenannt wurde und das gleiche Problem einer Frau aufrollt, die in die Netze eines jungen unreifen Rennfahrers gerät,

während sie von ihrem reifen und guten Mann doch nicht loskommt. Denn auch hier drücken sich Autoren und Regie um das Problem und schlittern in die billigste Kolportage: im Bordell verdient die Frau das Geld für den Erpresser, und ihr Mann findet sie dort.., Wie rührend! Wie verlogen!

Was Wunder, wenn vor diesen Spekulanten auf den schlechten Geschmack die Zuschauer in die Plattheit der seichten Posse des „W e i b e r-tausches“ flüchten oder zur äußerlichen Dynamik des Wildwesters „Die Bande der Fünf“ von

Leere zu Leere, oder in die Traumwelt der Illusion von der guten alten Zeit mit soviel Schönem, das nicht wiederkommt.

Filmschau (Gutachten der Katholischen Filmkommission für Oesterreich, Nr. 25/111 vom 24. Juni 1953): III (für Erwachsene und reifere Jugend): „Lied der Heimat“, „Kommen Sie am Ersten“. — IV a (für Erwachsene mit Vorbehalt): „Falsche Scham“. — V (Abzuraten): „Erotik“, — VI (abzulehnen): „Geliebte Domenica“,

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung