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Mein Gott, der Krieg ...!

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Es kann unmöglich der unbewältigte alte, es muß vielmehr der mögliche kommende Krieg sein, was den Film auf der ganzen Erde seit Jahren, ganz außerordentlich aber in unseren Tagen, mit allem seinem Grauen erfüllt. Wir müssen schon dankbar sein, wenn in diesen Filmen, in diesen Finsternissen, liier und da ein Licht leuchtet.

Das Licht der Liebe: der christlichen zum Nächsten und der mütterlichen zum Kind leuchtet in dem englischen Film „Verschwörung der Herzen“, einem der ergreifendsten, die wir jemals sahen, und mit einer der schönsten Lilli-Palmer-Rollen als Oberin eines italienischen Klosters, in dem in den letzten Phasen des Krieges jüdische Kinder aus dem nahen Konzentrationslager gerettet werden. Wenn einer Anstoß daran nimmt, daß in einer erschütternden Szene die Nonnen den jüdischen Kindern ein jüdisches Fest, den Jörn Kippur, bereiten, sei er an die Außerordentlichkeit des Augenblicks erinnert, die auch einmal in den Spalten det „Furche“ einen evangelischen Gefangenenseelsorger hat erzählen lassen, wie er einem katholischen Todeskandidaten die Kommunion reichte...

Das Licht eines ganz ungewöhnlichen, unpathetischstillen ' Heldeiirod' zündet' der großartige Tlo'ssermi-Film „Der falsche General“ ah. Er Trzählt von der Wandlung eines verbummelten Obersten (mehr Grimaldini als Grimaldi), der in der schwierigsten Situation seines Volkes zum politischen Doppelspieler wird, gerade in diesem schmutzigen Handwerk aber sein besseres Ich entdeckt und — mit dem Tod bezahlt. Großartige Darsteller: Vittorio de Sica und Hannes Messemer, der letztere in der messerscharfen Studie eines deutschen Gegenspielers, in der sich Satanisches und Menschliches so grausam verwischen wie so häufig im letzten Krieg. — In beiden vorgenannten Filmen tauchen am Schlüsse unverkennbare Anklänge an Gertrud von L Forts Novelle „Die Letzte am Schafott“ (die Tapferkeit der Feigheit) auf, ein Beweis mehr dafür, wie ahnungsvoll und zeitlos gültig dichterische Visionen sind.

Enttäuschungen im gleichen Thema bedeuten Wolfgang Staudtes zwielichtige „K i r m e s“, ein bitterer Zeitfilm mit starken Szenen und einer eindrucksvollen Darstellerleistung des jungen Heinrich-George-Sohnes Götz, der in die letzten Kriegstage zurückblendet, aber, geblendet von einseitigem Linkspazifismus, allem, was nicht dort steht, vom einstigen Dorfpfarrer bis zum heutigen CDU-Kanzler, unrecht tut: und „Der brave Soldat Schwejk“, eine denn doch zu gemütliche Verharmlosung eines immerhin geschichtlichen und fast literarischen Pamphlets, das wir zwar nicht im Original, aber doch auch nicht in solchem Westentaschenformat wiedersehen wollen, wie es Axel Ambesser in diesem deutschen, in Österreich gedrehten Film bietet. Rühmann ist rührend, Schwejk war anderes und mehr.

Ein zweiter Teil der „Ewig singenden Wälder“ Trygve Gulbranssens, „Das Erbe von Björn-dal“, im bekannten konservativen Stil Ucickys, und ein Hitchcock-Reißer, „Psych o“, an dem das Unanständigste die Werbung ist. wollen sich nicht ganz in das Programm der Woche fügen.

„Zorniges Schweigen“, der starke sozialkritische englische Streikfilm, geht in Originalsprache ins Studio I, Rene Clairs bezaubernder Film „I c h heiratete eine Hexe“ erlebt nach 17 Jahren eine fröhliche Reprise.

F i 1 m s c h a u (Gutachten der Katholischen Filmkommission für Österreich): III (Für Erwachsen und reifere Jugend, etwa ab 16): „Verschwörung der Herzen“ — IV (Für Erwachsene)- „Der falsche General“, „Gigant des Grauens“ — IV a (Für Erwachsene mit Vorbehalt): „Der Arzt und die Teufel“, „Der brave Soldat Schwejk“ — IV b (Für Erwachsene mit ernstem Vorbehalt): „Kirmes“, „Psycho“, „Zentrale Chikago“.

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