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Flucht in die Unverbindlichkeit

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Meist ist der Film ein Abklatsch von Bühne und Buch. Daß es auch umgekehrt sein kann, daß der Film Bühne und Buch übertreffen kann, beweisen zwei Werke, die gegenwärtig in Wien zu sehen sind. „Der letzte Musketier“ ist der „Cyrano de Bergerac“ des Stücks Rostands und trotz Film nichts anderes als das Stück. Trotzdem bedauert man das keineswegs. Jose Ferrer in der Titelrolle des durch die große Nase verunstalteten gescheiten Kopfes, der mit seiner Intelligenz seinem schönen, hohlen Rivalen die Frau, die er selber verehrt, gewinnt, meistert das fast Unmögliche, das Pathos und die Stilisierung der Bühne in der Dichte des Films überzeugend zu machen. Erfreulich ist es, daß der Film in der Urania in der letzten Vorstellung in der Originalfassung gezeigt wird, in den früheren Vorstellungen deutsch synchronisiert. Franz Planer, uns noch aus „Maskerade“ bekannt, photographierte hervorragend.

Auch der Roman von Rumer Godden „D e r Strom“ hat in der Verfilmung von Jean Renoir, dem Sohn des Malers, eine Leuchtkraft und Un-vergeßlichkeit erhalten, die dem Buch nicht eigen Sein kann. Die Geschichte von der ersten Pubertätsschwärmerei der 14jährigen Tochter einer britischen Familie in Indien, kaum mehr als ein lyrisches Idyll, ist nur unwesentlich ausgeweitet und sie wirkt belanglos neben dem Hintergrund, einem Indien von einer Pracht der farbigen wie von einem Maler komponierten Bilder und einer Melodie von Stimmungen aus der Landschaft, dem Strom, und dem Zusammenklang indischer Melodien, in denen aus Elementen der Wirklichkeit

Notizen

Oesterreich beteiligt sich mit dem Kulturfilm „M erster der Gegenwart“ an den diesjährigen Filmfestspielen in Cannes. Dieser Streifen zeigt charakteristische Schöpfungen aus den Gebieten der Bildhauerei, Malerei, Graphik und Architektur. Von Makart über die Künstler der Sezession — Wagr.er, Klimt, Schiele und Kokoschka — führt der Film in die Gegenwart und läßt einen Blick in die Werkstatt der Professoren Böckl, Holzmeister, Hoffmann, kubin, Stemolak und Wotruba machen. Mit der Geschichte der Wiener Philharmoniker und einem Ueberblick über das Musikleben von Nicolai über Mahler, Weingartner, Schalk, Bruno Walter und Clemens Krauss klingt der Film aus.

Bei der Bischofskonferenz im November 1952 wurde die Errichtung eines Siedlungsamtes be-schlössen, das seine Tätigkeit nunmehr aufgenommen hat. Mit der Leitung des Siedlungsamtes wurde der langjährige Generalsekretär der Gemeinnützigen Bau- und Siedlungsgenossenschaft „Frieden“ betraut. Der Sitz des Amtes ist in

Wien I, Rotepturmstraße 2 (Tel. R 20 6 10).

Ein Zeitungskuriosum liegt vor uns: Eine Nummer eines „T e p 1 i t z - S c h ö n a u e r Anzeiger s“. Man traut seinen Augen nicht; Eine deutsche Zeitung aus der wunderschönen Badestadt Nordwestböhmens? Es wohnen also doch noch Deutsche in diesem lieblichen Thermengebiet, am Rande des Erzgebirges, dessen Naturschätze deutscher Fleiß mit allen Vorzügen eines musterhaft gepflegten Weltkurortes durch Jahrhunderte bereicherte? Nein. Die Menschen, die noch vor wenigen Jahren hier ihre Heimstätten hatten, sind verschwunden, vertrieben, vielleicht verdorben, gestorben. Aber eine Teplitz-Schönauer deutsch geschriebene, deutschen Geist atmende Zeitung, die jetzt in ihren 91. Jahrgang eingetreten ist, gibt es doch, eine bald Hundertjährige, die sich eines im heutigen deutschen Zeitungsraum kaum mehr zu entdeckenden Patriarchenalters erfreut. Ja, das gibt es. Das Blatt hat den Untertitel „Sudetendeutsches Nachrichtenblatt für den Mittelgebirgs-gau“ Und führt eine Biüner und Duxer Beilage. So steht es schwarz auf weiß. Nur etwas ist anders geworden. Das Blatt erscheint nicht in Teplitz-Schönau und auch nicht in Bilin oder Dux, sondern in — Marburg an der Lahn. Weit weg von der Heimat, aber treulich an jedem 5. und 20. des Monats stellt es sich ein. Aus Heimatliebe geboren, auch in der Verbannung Bote von der geliebten väterlichen Scholle, an die sich atle-Blutstränge des Herzens klammern.

Der „Osservatore Romano“ vom 21. d. bringt eine Ansprache, die Pius XII. Sonntag, den 11. d., an die Gläubigen, die Geistlichkeit und Vertreter der Katholischen Aktion der römischen Pfarre Santa, Sabina gehalten hat. Nachdem der Heilige Vater die bisher geleistete Arbeit gewürdigt hatte, setzte er fort: „Zu einer realistischen und organischen Arbeit ist es notwendig, zu wissen, wer die wahren. Gläubigen in der Pfarre sind. Diese werden nicht: im Pfarrkino oder bei Umzügen und Prozessionen herausgefunden, ja nicht einmal — um genau zu sein. — durch die bloße Anwesenheit bei der Sonntagsmesse. Die wahren, die lebendigen Gläubigen sieht man vielmehr zu Füßen des Altars, wenn der Priester das Brot des Lebens austeilt. Wir wünschen, geliebte Söhne und Töchter, daß in euch allen gleichsam eine heilige Unruhe erwache und von Tag zu Tag zunehme, um die geeigneten Mittel zu finden, Licht in das Dunkel zu bringen und Leben denen, die religiös erstorben sind. Beginnt damit, euch darum zu sorgen, daß die in Lähmung befangenen Seelen, die nicht mehr beten, gleichsam wieder atmen, daß täglich aus allen Heizen ein wenn auch kurzes, so doch oftmaliges Gebet zum Himmel emporsteige. Diese Erneuerung wird um so leichter erreicht werden, wenn mit dem ,Atmen' auch die .Nahrung' der Seelen häufiger wird. Es ist also ein weiteres Ziel . in der Zusammenarbeit aller verfügbaren guten Kräfte, daß eine große Zahl Gläubige häufiger zur hl. Kommunion geht. Ein letztes Ziel möchten Wir euch als tätiger Gemeinschaft vor Augen stellen. Ihr müßt ift den kommenden Jahren.,, auf bestmögliche Weise das Problem der aktiven Katholiken, dieser auserwählten, im hierarchischen Apostolat mitarbeitenden Seelen, lösen. Dies ist zunächst ein Problem der Zahl: Allzuwenige sind es noch, die aktiv als Mitglieder der ver-schiedenen Vereinigungen in euren Reihen stehen Dies ist zweitens ein Probier/1 der Qualität. Es ist ein Irrtum, sich mit der Mittelmäßigkeit zu begnügen. Nicht alle haben noch gelernt, unseren aktiven Mitarbeitern die Ziele vor Augen zu führen, die sie begeistern würden. Man kann von ihnen alles oder doch sehr viel fordern. Denn oft gibt man lieher alles als einen Teil und gibt leichter viel als wenig.“

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