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Colloquium - ausgezeichnet!
Es tritt der seltene Fall ein, daß sich im Wiener Programm zwei seriöse Dokumentar-Spielfilme mit dem ungewöhnlichen Thema der schmerzlosen Geburt begegnen. Dem (hier schon gewürdigten) italienischen Luciano-Emmer-Film „II momento piü bello“ („Frauennot — Frauenglück“) ist nunmehr der französische „L e Cas du Docteur Laurent“ gefolgt. Medizinisch scheint uns der Italiener, dem die Bologneser Fakultät assistierte, präziser, fülliger und gründlicher (auch der theologische Standpunkt wurde in ihm gestreift); dafür hat der Franzose filmisch Besseres zu bieten, so die kühle, verhaltene Darstellerklasse Jean Gabins, eine knapp strichlierte Dorfsatire und die taktvolle Sensation des Geburtsaktes. Beide Filme: eine Ehrenrettung des fatalen Filmbegriffes „Aufklärung“. Aerzte, Frauen, Männer: hingehen, anschauen!
Das unvermeidliche Jugendthema geistert wieder durch zwei Filme der Woche: ganz entfernt durch den lockeren, duftigen Film „D o n a t e 11 a — junge Liebe in Rom“ (Italien ist eindeutig derzeit die führende europäische Filmnation) und durch den stark verkrampften, in der „Lösung“ sehr bedenklichen Amerikaner „Anders als die anderen“.
Julien Duvier, der interessante Franzose, spielt auf allen Klavieren; wir verdanken ihm Grusliges und Grausliches, Kriminelles — und echt Religiöses („La Tragedie de Lourdes“ 1924, „La Vie miracu-leuse de Therese Martin“ 1928, „Golgatha“ 193J u. a.). Diesmal, in „Der Mann im Regenmantel“, läßt er einen Spießbürger durch einen Seitensprung in einen Kriminalfall schlittern, der sich gewaschen Bat: sieben Leichen hält der Arme im Arm! Das konnte nicht gut ausgehen, samt Fernandel, dessen Gesicht verzweifelt zwischen Frankenstein und Chaplin hin- und herrutscht.
Mit einer vornehmen Geste, die sich schon in dem schönen Titel „Die Arbeit der Stillen im Lande“ ausdrückt, macht die evangelische Kirche in Oesterreich auf der Weltausstellung in Brüssel auf ihre schwierige und opfervolle seelsorgliche und karitative Arbeit in der österreichischen Diaspora aufmerksam. Geistlich gut beraten, filmisch der geübten Hand einer bekannten Wiener Kulturfilmerin anvertraut, präsentiert sich ein sauberes, nobles Werk, dem der Katholik mit brüderlicher Achtung begegnen darf.
Ein klassisches Werk der Filmkunst, David Wark Griffiths „Intolerance“ (1916), das eine Spieldauer von fast vier Stunden hat, und Sacha Guitrys „Roman d'un tricheur“ (1935), der Guitrys Ruf als' Filmregisseur und Schauspieler in alle Weif getragen hat, werden auf der III. Internationalen Filmwissenschaftlichen Woche in Wien (28. Mai bis 3. Juni) gezeigt. An prominenten ausländischen Referenten haben bisher zugesagt: Walter Hagemann, Münster („Die Forschungsprobleme bei Film und Fernsehen“), Claude Degand, Paris („Integrierung der europäischen Filmindustrie im Rahmen eines Gemeinsamen Marktes“ und „Studium des Filmmarktes mit Anwendung der Marktforschungsmethode“) und Doktor Erich Wasem, München („Filmerziehung und Unterricht“).
F i 1 m s c h a u (Gutachten der Katholischen Filmkommission für Oesterreich) Nr. 18 vom 3. Mail
III (Für Erwachsene und reifere Jugend): „Bomber B-52“, „Der Edelweißkönig““, „Solange du lebst“ -
IV (Für Erwachsene): „Der beste Mensch“, „Doktor Laurent“, „Der Mann von del Rio“, „Die Teufelskurve“, „Die Verliebten* — IVa (Für Erwachsene mit Vorbehalt): „Herz ohne Gnade“ — IVb (Für Erwachsene mit ernstem Vorbehalt): „Anders als die anderen“ — VI (Abzulehnen): „Skandal in Paris“.
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