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Hans im Gliick 1993

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Das Marchen vom „Hans im Gliick” kennt bis heute fast jedes Kind. Arglose Eltern haben mit diesem Marchen bereits die ersten Zweifel an den spatkapitali-stischen Gliicksvorstellungen in dje kindliche Seele „hineinge-heimnist”.

Eigentlich ist es ja verwunder-lich, daB das Marchen „Hans im Gliick” heiBt - muBte es nicht eher „Hans im Ungliick” heiBen? Am Anfang der Geschichte besitzt Hans einen Goldklumpen, und am Ende hat er einen billigen Schleifstein. Und der fallt ihm noch in den Brunnen. Und dann hat er gar nichts mehr. Aber dieser Hans ist dariiber nicht unglucklich und verzwei-felt wie normale Menschen. Wenn man dem Marchen glauben darf, dann war er sogar sehr glucklich. Ein verriickter Kerl, der Herr Hans!

Na ja, es ist ja schlieBlich nur ein Marchen. Oder sollte sich vielleicht wieder einmal der „liebe Gott” hinter diesem Marchen versteckt haben? Damit unsereins ihm nicht gleich auf seine heiligen und menschen-freundlichen Schliche kommt. „Das ist ja nur ein Marchen!” sagen die Leute. Und der „liebe Gott” schmunzelt iiber die Naivitat seiner Kinder.

Der Marchen-Hans hat viele Jahre fleiBig als eine Art Fremd-arbeiter im Ausland gearbeitet. Aber als sein Heimweh ganz groB geworden ist, laBt er sich auszahlen. Sein Lohn ist ein Klumpen Gold. Und wie er sich dann in der Sonne mit dem Goldklumpen abschwitzt, kommt ihm ein Reiter entgegen. „So ein Pferd, da ware was fur mich”, dachte sich der Hans. Und er tauscht den Goldklumpen gegen das Pferd ein. Der Reiter hat natiirlich zu dem blendenden Geschaft ja gesagt.

Aber Hansens Zufriedenheit ist nur von kurzer Dauer. Alles ver-liert fiir ihn allein schon dadurch seinen Wert, daB er es besitzt. Kaum hat er etwas, schon sieht er etwas, das ihm begehrenswer-ter vorkommt.

Uns so tauscht er das Pferd gegen eine Kuh, und die Kuh gegen ein Schwein, und das Schwein gegen eine fette, weiBe Gans, und die Gans schlieBlich gegen einen Schleifstein.

Was immer er auch einge-tauscht hat, er ist nicht glucklich. Ihn reizt nur das, was er nicht hat. Also ein recht moderner Mensch, dieser Marchenhans. Aber als ihm dann der Schleifstein in den Brunnen fallt - und er gar nichts mehr hat - da ist er das erste Mai in seinem Leben so richtig glucklich: Los und ledig aller Sorgen und Lasten, pries er sich als den gliicklichsten Menschen der Welt und kam froher Laune bei seiner Mutter an, als „Hans im Gliick” - kommentie-ren die Herren Grimm.

Also wenn man nicht wiiBte, daB das ein Marchen ist, dann konnte man ja glauben, daB dieser Hans direkt aus dem Mat-thausevangelium herausspaziert ist. Denn er ist schon ein recht biblischer Herr, dieser „Hans im Gliick”.

(sfa'j-Noch im Advent 1992 feier-te Diozesanbischof Maximilian Aichern in der Linzer Postlingbergkirche - einer der meistbesuch-ten Wallfahrtsstatten des Landes -eine Messe zum AbschluB der Restaurierung dieses Bauwerks. Die Wallfahrt zu den Sieben

Schmerzen Maria auf dem belieb-ten Linzer Aussichtsberg geht auf das Jahr 1716 zuriick, die Kirche wurde Mitte des 18. Jahrhunderts erbaut und erlitt 1963 durch einen Brand schwere Schaden. Die Restaurierung leitete der Architekt Gottfried Nobl. ,

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