Im Fluss der Dankbarkeit
Sich dankbar zu zeigen, ist mehr als bloße Höflichkeit. Es kann auch als hilfreiche geistige Praxis verstanden werden.
Sich dankbar zu zeigen, ist mehr als bloße Höflichkeit. Es kann auch als hilfreiche geistige Praxis verstanden werden.
Lektionen aus der Corona-Pandemie: Während des Lockdowns ist vieles weggefallen, das bisher selbstverständlich schien – Shopping, Familientreffen oder Kulturveranstaltungen. Weitgehende Isolation, die drastische Reduktion echter Begegnungen sowie das Fehlen von Körperkontakt sind mitverantwortlich für die aktuelle Welle an psychosozialen Problemen, die laut Studien massiv zugenommen haben. Krisen aber können die Perspektive verändern: „Sobald wir aufhören, nahezu alles für selbstverständlich zu halten, wird uns bewusst, dass wir für fast alles dankbar sein können“, bemerkt Rupert Sheldrake in seinem Buch „Die Wiederentdeckung der Spiritualität“ (Barth, 2018).
Der britische Biologe sieht Dankbarkeit nicht nur als bloße Höflichkeit, sondern als Praxis, die es für die heutige Zeit wiederzuentdecken gilt – unabhängig von der konkreten weltanschaulichen Ausrichtung. Schließlich ist Dankbarkeit ein Teil uralter Traditionen: Alle großen Religionen fördern ihre Ausdrucksformen, und bereits im ältesten spirituellen System der Menschheit, dem Schamanismus, spielt sie eine zentrale Rolle – im Sinne der Danksagung gegenüber den Gaben der Natur. In einer zunehmend automatisierten Dienstleistungsgesellschaft steht sie leider nicht mehr hoch im Kurs: Anonymisierte wirtschaftliche Beziehungen und die Anspruchshaltung der Kunden und Konsumenten drücken ihren Wert.
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