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Von einer Randdiözese zu ei-nem Bistum im Zentrum des europäischen Geschehens ist Eisenstadt aufgrund der teilweise friedlichen Revolutionen im Osten Europas geworden. Die Bilanzpressekonferenz im Ei-senstädter Bildungshaus aus An-laß des 30-Jahr-Jubiläums der Diözese (siehe Seite 2) am ver-gangenen Mittwoch war daher in erster Linie von einer Auf-bruchstimmung geprägt, nicht bloß retrospektiv angelegt. Bi-schof Stefan Läszlö betonte da-bei - auf die kirchlichen struk-turellen Veränderungen einge-hend - nicht ohne Stolz: "Bei uns tragen die Laien die Kirche sehr stark mit."

Ein Diözesantag am Freitag und Samstag dieser Woche, zu dem 100 Delegierte als regionale Repräsentanten eingeladen sind, soll nach den Worten des Pastoralamtsleiters Kanonikus Hans Trinko "Initialzündung" für die Seelsorge sein, "der Ver-änderung, nicht der Vertröstung dienen". Bei bloßem "Dampf-ablassen" will man es nicht be-wenden lassen. Es gilt, das Motto des Diözesantages "Den Men-schen wieder Hoffnung geben" mit Leben zu erfüllen.

Das hat eine unmittelbar reli-giöse, aber auch eine gesell-^ schaftliche Komponente. Trotz geringer Kirchenaustrittszahlen (absolut 269 im Vorjahr) sei doch - so Trinko - eine Art "Glau-bensverdunstung" im Burgenland zu konstatieren. Die Zahl jener, die mit der traditionellen Gläubigkeit nicht mehr mitgehen, steige. Der Pastoralamts-leiter bewertete die damit entstandene Herausforderung an die Kirche als "positiv". Für die Kirche böten sich neue Ansätze, an fragende Menschen heranzukommen.

Gesellschaftspolitisch versteht sich die Diözese Eisenstadt als eine Brücke zwischen Ostund Westeuropa. Als erstes Bistum Österreichs im vergangenen Jahr mit Zehntausenden Flüchtlingen vor allem aus der DDR, aber auch aus Rumänien konfrontiert, sieht sich Burgenlands Kirche vor die Bewältigung einer stark zunehmenden Fremdenfeindlichkeit gestellt. Was die Kirche diesbezüglich leiste, ob man nicht den "Knacks" bemerke, den es in der Einstellung den Flüchtlingen gegenüber im Burgenland gegeben habe, wollten die anwesenden Journalisten wissen. Von der Diözese Eisenstadt wird das Problem in seiner ganzen Schärfe sehr wohl gesehen. Pfarrpartnerschaften, gemeinsame Wallfahrten, aber auch Bildungsarbeit sollen zu einer Bewußtseinsbildung beitragen. Eisenstadt leistet den Nachbardiözesen in der Slowakei, in Ungarn und in Jugoslawien sowohl geistige als auch materielle Hilfe. Für Asylanten gibt es Überbrückungshilfen. Ohne Abstriche, obwohl in der gegenwärtigen Situation alles andere als opportun, will man dem Jesus-Wort entsprechen: Ich war obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen.

fmg

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