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Kooperativer Schah

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In Teheraner Regierungskreisen betont man, daß das in Moskau von Schah Reza zum Abschluß des offiziellen Teiles seines Staatsbesuches unterzeichnete 15jährige Wirtschaftsabkommen mit der Sowjetunion lediglich «inen neuen Rahmen abgebe für die bisher schon bestehende wirtschaftliche und technische Kooperation zwischen beiden Nachbarländern und daß ihm keinerlei politische Folgerungen beigemessen werden dürften. Im Iran ist es jedoch offenes Geheimnis, daß der Schah zwei politische Gründe für den Abschluß eines so weitgehenden Vertrages hatte. Er ist enttäuscht vor allem über die mangelnde Investitionsbereitschaft der USA und der Bundesrepublik für sein Land, die er auch auf fehlendes Vertrauen und die Kritik linksgerichteter Keise an seiner Herrschaft zurückführt. Außerdem rechnet er nach dem Inkrafttreten eines auf 15 Jahre befristeten Freundschafts- und Beistandspaktes zwischen Moskau und Bagdad mit einem Zunehmen des sowjetischen Einflusses in dem mit dem Iran verfeindeten arabischen' Nachbarland und am Persischen Golf, dem er mit dem von ihm abgeschlossenen Wirtschaftsabkommen Rechnung tragen wollte.

Der Iran war nach dem zweiten Weltkrieg lange der zuverlässigste Verbündete des Westens im Mittleren Orient. Erst 1962 begannen Teheran und Moskau mit der Regelung eines gutnachbarlichen Verhältnisses. Der Kreml tat seither alles, um den südlichen Nachbarn nicht zu verärgern. Er unterließ jede Kritik an den Regierungsmethoden des Schah und Staatsoberhaupt Pod-gorny kam persönlich zur 2500-Jahr-Feier des Perserreiches.

Wirtschaftlich ist die Verflechtung zwischen Teheran und Moskau in den letzten Jahrzehnten fortwährend enger geworden. Seit dem Herbst des vorigen Jahres besitzt der Iran ein von der Sowjetunion auf Grund schon vor dem zweiten Weltkrieg von deutschen Fachleuten ausgearbeiteter Pläne errichtetes Stahlwerk bei Isfahan, Die Bundesrepublik hatte sich wegen der angeblichen Länge des Transportweges und der unzureichenden Erzqualität nicht zur Einlösung des schon von Berlin gegebenen Versprechens zum Bau des Werkes entschließen können. Die Stahlproduktion ist nur ein Beweis dafür, daß die Industrialisierung im Iran weitgehend mit östlicher Hilfe, und somit unter Ausschaltung des Westens, vonstatten geht. Sowjetisches Geld und sowjetische Techniker entwickeln die Eisenerzminen von Dschasd und die Kohlengruben von Kerman. Moskau erhält dafür iranisches Erdgas. Auch der nördliche Teil der mehr als 1000 Kilometer langen transiranischen (Erdgas-) Pipeline verdankt sowje-tischers Hilfe seine Entstehung. Moskau gewährte dafür eine Kapitalhilfe von 326 Millionen US-Dollar. 1985 soll die Transportkapazität dieser Pipeline 140 Milliarden Kubikmeter Erdgas umfassen.

Parallel zu dieser Entwicklung wächst auch der bilaterale Handelsaustausch. Die Sowjetunion ist heute bereits der größte Abnehmer iranischer Industrieprodukte. Auch ihr Bedarf an iranischem Rohöl und Erdgas wächst ständig.

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