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Messe in Auschwitz

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Der Papst war in Auschwitz. Er feierte die Messe. Wo menschliches Blut vergossen worden war, stand der Kelch mit dem Blut Christi. Wo Menschen verhungerten, wo Leiber zerbrochen, zerstört, geschändet wurden, da lag der Leib Christi, lag das Brot der Eucharistie. Auschwitz, an diesem Ort des Grauens stand der Altar. Er stand zwischen Hungerbunker und Krematorium, zwischen Stacheldraht und Wachturm.

Der Papst feierte die Messe. „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir und Deine Auferstehung preisen wir.“ Was die Kirche an einem solchen Ort zu geben hat, ist die Gewißheit, daß keiner der Unzähligen vergeblich gestorben ist. An diesem Ort preist sie Christi Auferstehung. Sie weiß und glaubt: kein Leben ist verloren. Kein Tod ist endgültig. Auch hinter Auschwitz hat Gott das Leben gesetzt. Messe in Auschwitz.

Durch den ORF haben wir daran teilgenommen. Wir haben Häftlinge gesehen, die überlebt haben. Wir haben den Sträflingsdrillich als Altartuch gesehen. Wir haben den Papst gesehen, wie er das Brot und den Kelch, Zeichen des auferstandenen Christus, gehoben hat Wir haben den. Papst gehört, wie er vom Mensehen und seiner Würde gesprochen hat, vom Leid und von der Vergebung.

Und wir haben Herrn Dalma gehört. Er hat geredet, geredet, geredet. Er erzählte von bürokratischen Schikanen. Er erzählte dieses und jenes. Er wußte über viele Einzelheiten der Polen und der Geschichte Bescheid. Er fand kein Ende damit. Er redete und redete. Aber er fand kein Wort, das die Verbindung zwischen Auschwitz und der Messe herstellte. Er fand kein Wort, das dem Zuseher geholfen hätte, die tiefe Kraft des Glaubens gerade an diesem Ort zu begreifen. Er fand kein Wort, das dem geistlichen Ereignis entsprochen hätte. Das schmerzt.

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