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Mitarbeiter begünstigen

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Eine Analyse der bisher erfolgten internationalen Privatisierungen zeigt: Überall gab es begünstigte Aktien für die Mitarbeiter, was sich positiv auf die Unternehmen auswirkt.

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Eine Analyse der bisher erfolgten internationalen Privatisierungen zeigt: Überall gab es begünstigte Aktien für die Mitarbeiter, was sich positiv auf die Unternehmen auswirkt.

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Privatisierung soll Arbeitnehmerbeteiligungfördern

Osterreich muß mindestens so modern, aufgeschlossen und arbeitnehmerfreundlich an Privatisierung und Mitarbeiterbeteiligung herangehen, wie unser nördliches Nachbarland, wie England und Frankreich.

Eine Analyse der bisher erfolgreichsten Privatisierungen zeigt, daß überall begünstigte Mitarbeiterbeteiligungen vorgesehen waren:

In Frankreich ist gesetzlich für alle Privatisierungen ein 20pro-zentiger Rabatt für Dienstnehmer und Pensionisten auf dem Emissionskurs festgelegt; die Behaltepflicht beträgt zwei Jahre. Ein bis zu drei Jahre erstreckbares, zinsenfreies Darlehen unterstützt die Finanzierung. Zehn Prozent der zu privatisierenden Anteile sind den Dienstnehmern anzubieten, bei den bisherigen Programmen war dieses Kontingent jedesmal überzeichnet.

Auch in Großbritannien gab es bei allen Entstaatlichungen begünstigte Mitarbeiteraktionen. So etwa bot British Telecom einen Rabatt von zehn Prozent und ein limitiertes Kontingent von Gratisaktien an, zusätzlich dazu langfristige Zahlungskonditionen. Bei British Gas standen ebenfalls zehn Prozent Kursabschlag sowie ein großzügiges Paket von Gratisaktien auf dem Programm. Insgesamt 800.000 britische Arbeitnehmer haben Aktien erworben.

In Deutschland erhielten die Mitarbeiter des größten verstaatlichten Konzerns VEB A beim bisher umfangreichsten • Privatisierungsprojekt einen 30prozentigen Rabatt, wobei die Arbeitnehmer die Aufwendungen bis zu umgerechnet 6552 Schilling jährlich zusätzlich von der Steuer absetzen können.

In den USA hat sich die Zahl der am eigenen Betrieb beteiligten Arbeitnehmer in den letzten zehn Jahren verzwanzigfacht. In rund 6.200 Betrieben gibt es für über zehn Millionen Arbeitnehmer Ak-tienbezugsrechtspläne (ESOPs). Und während im Rahmen der großen Steuerreform die meisten Steuerbegünstigungen gestrichen worden sind, gibt es für diese ESOPs nach wie vor eine massive steuerliche Förderung. Unternehr men, die Aktien auf einen solchen Mitarbeiterfonds übertragen oder Dividenden auf die dem Fonds gehörenden Aktien ausschütten, können diesen Aufwand voll steuerlich absetzen. Banken, die den ESOPs Geld leihen, müssen nur 50 Prozent der daraus resultierenden Zinseinnahmen versteuern.

Mitarbeiterbeteiligungen gibt es in den USA längst nicht mehr nur in Fällen, wo vor dem Konkurs stehende Betriebe durch Lohnverzicht und Kapitalhilfe der Arbeitnehmer saniert werden sollen, sondern gerade die modernsten, produktivsten und zu-kunftsorientiertesten Gesellschaften haben in den letzten Jahren massiv ihre Mitarbeiter beteiligt.

Diese internationale Entwicklung zeigt, daß die Forderung nach Mitarbeiterbeteiligung nicht bei den zu privatisierenden Betrieben enden sollte, sondern in allen Bereichen der Wirtschaft verwirklicht werden muß. Dazu gehört aber ein Abbau von Vorurteilen bei Management und Eigentümern.

Der Autor ist politischer Referent des ÖAAB.

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