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Der Marsch durch die Wüste
Vor einem halben Jahr noch war Schwedens Kommunistische Partei ein Alptraum für viele führende Sozialdemokraten. Auch vorsichtige Beurteiler nahmen an, daß diese Partei bei den ersten Wahlen zum Einkammer-Reichstag, die schon 1970 stattfinden werden, zwischen 25 und 30 Mandaten erringen könnte. Die dazu notwendige Wählerunterlage hatte man — nach den Meinungsforschern — schon im Juli 1968 erreicht.
Heute aber ist das kommunistische Lager ein geschlagener, zersprengter und am Rande des Unterganges stehender Heerhaufen. Karrierebeflissene Überläufer versuchen in anderen Parteien unterzukommen. Die Parteiführung wird ebenso hart von den alten Stalinisten wie von den „Rechten“ angegriffen, die offen zur Wahl der Sozialdemokratie aufgefordert haben, um — wie man sagt — einen bürgerlichen Wahlsieg zu verhindern. Die schwe dische KP hat den bitteren Weg angetreten, der bereits die kommunistischen Parteien Dänemarks und Norwegens in die völlige Bedeutungslosigkeit geführt hat!
Es besteht gar kein Zweifel darüber, daß die Besetzung der CSSR durch die sowjetischen Truppen der schwedischen KP einen sehr schweren Schlag versetzt hat. Es half ihr gar nichts, daß ihre Führung — rascher und schärfer als andere Parteiführungen! — das sowjetische Vorgehen verurteilte. Der Angriff auf die Kremlführung führte nur zu einer Rebellion am linken Flügel, rettete jedoch keine einzige Wählerstimme.
Das Resultat war der Verlust von fünf Mandaten und das Zurückfallen auf nur 2,9 Prozent aller Wählerstimmen. Die Wahl von 1970 verlangt von einer Partei mindestens 4 Prozent aller Stimmen, wenn sie im Parlament vertreten sein will!
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