7049860-1990_48_10.jpg
Digital In Arbeit

Spinnen unter der Haut

Werbung
Werbung
Werbung

Das Grundprodukt für Opiate ist der Mohn. Er enthält ei­nen Milchsaft, aus dem im getrock­neten Zustand das Opium gewon­nen wird. Dieses enthält als Wirk­stoffe vor allem verschiedene Alka-loide, darunter das Morphin. Der Name Opium stammt vom griechi­schen Wort „opos" = Saft. Man meint damit den berauschenden und betäubenden Saft der Mohn­kapsel. Man kannte dieses Rausch­gift schon im Altertum. Heroin wird aus Morphinbase hergestellt. Dabei wird letztere mit Essigsäurean-thydrid oder durch Einwirkung von Acetylchlorid erwärmt. Das daraus gewonnene weiße Pulver besitzt eine sechsmal stärkere Wirkung als Morphin. Heroin gilt als die härte­ste Droge überhaupt und macht am stärksten süchtig.

Kokain wurde früher von den Inkas eingenommen. Diese kauten Kokablätter. Einige Indianervölker vermischten die Kokablätter mit Kalk und Asche. Mit diesem Verfahren wird der Wirkstoff Kokain noch besser freigesetzt. Beim Ko­kain handelt es sich um ein starkes Anregungsmittel, um ein „Stimu­lans", das Hunger und Müdigkeit verdrängt. Heute kann man dieses Rauschgift auch synthetisch her­stellen.

Es wird geschnupft, über den Mund eingenommen oder im Hin­blick auf eine raschere Wirkung gespritzt. Daneben wird es aber auch in einer Vermengung von Backpulver und Wasser zu Klum­pen verbacken und aus einer Art Wasserpfeife geraucht. Dieses Pro­dukt nennt man in Fachkreisen „Urack".

Wie wirken nun Opiate und Kokain? Wer Opium raucht, gerät nach und nach in einen Dämmerzu­stand, der zwischen Schlafen und Wachen liegt. Ohne das Bewußtsein zu verlieren, träumt er vor sich hin. In diesem Dämmerzustand werden körperliche Schmerzen betäubt und psychischer Kummer verdrängt, bis er nicht mehr wahr­genommen wird. Langsam gleitet der Opiumraucher in den Schlaf über. Wacht er nach einiger Zeit auf, stellen sich Zustände ein, die von scheußlichem Katzenjammer geprägt sind. Übelkeit, Unlust und die verschiedensten psychischen Störungen treten auf. Ähnlich wie beim Alkohol führt der Umstand, daß mit Hilfe von Opium Kummer und Schmerz kaum mehr wahrge­nommen werden, zu immer neuer Wiederholung des Einnehmens. Das aber führt direkt in die Gewöhnung und Abhängigkeit.

Morphium und die aus ihm ge­wonnenen Stoffe werden fast im­mer durch Injektionen zu sich genommen. Bei diesem sogenannten „Fixen" spritzt man das Rausch­gift mit Hilfe einer Nadel in die Venen. Die Wirkung setzt meist schlagartig ein („Flash"). Der Be­troffene erlebt gleich zu Beginn ein wohliges bis schwebendes Gefühl.

Dann aber stellen sich Entzugs­erscheinungen ein. Er fühlt sich ge­drängt, einen weiteren „Schuß" zu nehmen. Schließlich werden die Abstände immer kürzer und die Dosen immer höher. Die Qualen der prompt darauf folgenden Ent­zugserscheinungen sind so arg und scheußlich, daß geradezu ein zwanghafter Drang entsteht, im­mer weitere Injektionen durchzu­führen. Dazu kommt die physische und psychische Abhängigkeit, mit Hilfe der Droge vorhandene Schmerzen und belastende Gef ühls-zustände abzudrängen:

Bei allen harten Drogen treten Folgeschäden auf, wenn man sie über einen bestimmten Zeitraum einnimmt. Am schnellsten ge­schieht dies bei Heroin. Die kör­perliche und psychische Abhängig­keit steht dabei an vorderster Stel­le. Weitere Folgewirkungen sind Stimmungslabilität, Verflachung des Denkens, Verlust der Kontrolle über das Denken und Veränderun­gen bis Beeinträchtigungen der Per­sönlichkeit.

Nimmt der Abhängige eine Über­dosis Gift, kommt es nicht selten zu einem akuten Vergiftungszustand. Dieser ist gekennzeichnet durch Bewußtlosigkeit, reduzierte At­mung, gerötetes Gesicht und stark verengte Pupillen. Die Haut wird blaß und kalt, die Körpertempera­tur fällt. Todesfolge ist möglich.

Weiters sind chronische Vergif­tungserscheinungen zu erwähnen. Bei chronischer Opiumvergiftung zum Beispiel kommt es zu Darm­verstopfung, Appetitmangel, Ab­magerung, Kräfteverfall und zu Symptomen vorzeitigen Alterns. Begleitet wird das alles durch Schlafstörungen, Zittern und Sprech- und Gehstörungen.

Was das Kokain angeht, so sind die von ihm bewirkten Folgeer­scheinungen vor allem Halluzina­tionen. Dabei passiert es oft, daß der Betroffene sich durch Mengen von Getier (Spinnen, Flöhe) belä­stigt glaubt. Oft meint er, daß sol­che Tiere unter seiner Haut krab­beln. Im Bemühen, sie zu vertrei­ben, fügt er sich Kratzwunden zu. Dazu kommen Pupillenerweite­rung, hervorquellende Augäpfel, Pulsbeschleunigung und verstärk­te Darmbewegungen.

Starke motorische Unruhe, Re­dedrang, sexuelle Aktivitäten und eingeschränkte Selbstkritik sind weitere Symptome. Bei höherer Dosierung kann es zu Lähmungen kommen. Begleit- und Folgeschä­den des Kokain sind schlechter Schlaf, Appetitlosigkeit, Geschwü­re, Hautveränderungen, Leberschä­den und psychische Persönlich­keitsveränderungen. Beim Schnu­pfen von Kokain wird die Nasen­scheidewand angegriffen und teil­weise zerstört.

Rauschgift bewirkt auch den Eindruck vorzeitigen Alterns, Ge­fühlsabstumpfung und Reduzie­rung der Interessen sind weitere Folgeerscheinungen.

Zum Thema Drogengelder und Bankgeheim­nis siehe den Beitrag auf Seite 5.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung