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US-Schwäche: Eine Chance für Frieden

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Die Disziplinierungskraft, mit der Präsident Ronald Reagan bisher seine Mittelamerikapolitik durchzusetzen vermochte, zerrinnt dem Mann im Weißen Haus in seinem letzten Amtsjahr in den Händen. Falls Managua nicht doch noch einen schweren Fehler macht (etwa den Ankauf von MIG-Jägern), ist für heuer die Gefahr einer Intervention gebannt.

Denn mit der Ablehnung weiterer Finanzhilfen durch den US-Kongreß am 4. Februar ist die militärische Einkreisungspolitik gegen Nikaragua gestoppt.

Jetzt ist Managua auch bereit, jene Vorleistungen zu bringen, gegen die es sich acht Jahre lang wehrte: einen büateralen Si-cherheitsvertrag mit den USA zu unterzeichnen, der den Verzicht auf kubanische Berater und sowjetische Basen enthält.

Dennoch bedeutet diese Entspannung keineswegs die sofortige Befriedung Mittelamerikas. Honduras, immer noch der verläßlichste Kantonist der USA, will gegen die von seinem Gebiet aus agierenden Contras solange nichts unternehmen, als es keinen offiziellen Waffenstillstand gibt.

Und auch in El Salvador wird weiter gekämpft. Konsolidiert ist nur die Lage in Guatemala, wo der christ-demokratische Präsident Vinicio Cerezo den Friedensprozeß tatkräftig unterstützt. Wichtig ist auch, daß Kostarikas Präsident Oscar Arias als Friedensnobelpreisträger beharrlich auf die Erfüllung des Entwurfes zu einem Friedensplan besteht.

Die Reagan-Administration verliert sogar über Panama — bisher bedingungsloser Partner der USA - die Kontrolle. Da General Antonio Noriega, der starke Mann im Lande, neuerdings jedoch zu viele Geschäfte mit Dritten macht, wollen ihn die USA aus dem Verkehr ziehen.

Doch der General geht nicht freiwillig — Panamas Botschafter in Osterreich zieht gerne den Vergleich mit Präsident Kurt Waldheim —, sondern igelt sich hinter antiimperialistischer Rhetorik ein.

So versucht es Washington mit der Anklage des Drogenhandels, was aber Noriegas Status in Lateinamerika nicht sonderlich schadet. Die Folge: Die USA können ihre Basen am Panamakanal nicht mehr so bedenkenlos wie bisher für die Anti-Sandinistische Einkreisungspolitik verwenden.

So bieten sich die Schwäche Reagans, die Nachgiebigkeit der Sandinistas und der Friedenswille Arias' als neue Chance für die krisengeschüttelte Region.

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