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Verfilmungen über Hollywood sollen augenblicklich wieder Mode sein; eigentlich bekommen wir davon wenig zu sehen, und was uns erreicht, erreicht aber jedenfalls nicht die Größe und Bedeutung der Hollywoodfdlme der fünfziger Jahre wie etwa „SunSet Boulevard“. John Schlesinger, ein wirklich ausgezeichneter Regisseur, der immerhin Filme wie „Geliebter Spinner“, „Asphalt Cowboy“ und „Sunday, Bloody Sun-day“ geschaffen hat, meisterte jedenfalls den Roman „Der Tag der Heuschrecke“ von Nathanael West nicht (oder liegt es an der Vorlage?), der eine Schilderung der Schattenseite Hollywoods um 1938 liefert, die Welt der Komparsen, Gescheiterten und Randfiguren der Filmmetropole beschreibt. Er erreicht viele schöne Momente, erfaßt die Zeit und gibt auch das Milieu richtig wieder, er bringt ausgezeichnete Darstellerleistungen zustande, doch gerät das Ganze zu breit und „bestsellerisch“

— und der Schluß mit seiner gigantisch-dämonischen Katastrophenvision (der Apokalypse) wirkt wie aus einem anderen Film stammend. Ein seltsamer, ein sehenswerter und doch enttäuschender Film...

Auch „Jessy — Die Treppe in den Tod“ beginnt vielversprechend und endet mit totaler Verärgerung: es ist fast makaber und blasphemisch, wenn am Weihnachtsabend, wenn der Baum brennt und ein Chor ,„Oh kommet doch alle“ singt, ein unheimlicher Mörder ein Schwesternheim besucht und dann nach und nach sein grausiges Werk verrichtet

— aber, zugegeben, für einen Horrorfilm kein unorigineller Anfang; doch wenn dann im Verlauf der Handlung, in der an Schockeffekten von Hitchcocks „Psycho“ bis zu Millers „Mitternachtsspitzen“ alles aufgeboten wird, was im Film gut und teuer, manchmal auch schlecht und billig ist, alles immer unlogischer, sinnstörender und dümmer wird und am Ende in einer schon übersteigerten Schlußpointe der Zuschauer um die Erkenntnis gebracht wird, wer nun eigentlich der Mörder wirklich ist (und sogar die Frage offenbleibt, ob das Ganze nun aus ist oder nicht), dann verstimmt und verärgert dies sehr. Kanadas Filme sind gewöhnlich recht gut — dieser, mit Hollywood-Starbesetzung (Keir Dullea, John Saxon und Olivia Hussey) gedreht, ist nur eine alberne Gänsehaut-Ballade, trotz vieler Schocks letztlich langweilig.

Alexandro Jodorowskys Filmregie-debut „El Topo“ (mit einem gekreuzigten Schaf, orgiastischen Blutbädern, Krüppeln und anderen Schockeffekten), vor vier Jahren entstanden, ist genauso ein eiteldummes und geschmackloses Opus wie sein späterer Film „Montafia Sacra“, konfus und unbedeutend — wenn auch dieser surrealistische Western von einigen Progressiven hochgejubelt wird. Wie unvergleichlich besser ist da — wenn auch kaum vergleichbar — die naive Jules-Verne-Kopie mit utopischen Katastrophenelementen. „Als der Weltraum zu brennen begann“ mit Walter Pidgeon, Peter Lorre und Joan Fontaine, inszeniert und produziert von Irwin Allen, der auch „Brennendes Inferno“, ebenfalls ein Katastrophenfilm, produzierte. Nur ein — vom Verleih nicht genannter — Schönheitsfehler: der Film stammt aus dem Jahre 1961 und hieß, als er im Jänner 1972 bei uns zum ersten Male gezeigt wurde, noch „Unternehmen Feuergürtel“. Beim Pferdehandel nennt man dies „Roßtäuschen“. ..

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