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Der Prinz und die Kirche

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Sonntagsgottesdienst in der Westminster Abbey, London: Die Fürbitten beginnen mit Gebeten für Königin, Königinmutter, Prinz Charles und alle Royais. Die heißen Debatten über das Ehebruchsgeständnis des Thronfolgers ändern daran gar nichts: Die Königin ist der Papst der Kirche von England. Mit Verwandtschaft halt.

Neben der anglikanischen Tante ist die r.k. Kirche von Polen eine emanzipierte Dame. Wie lange wird man diese anachronistische Tradition noch mitschleppen?

Die Generalsynode der anglikanischen Kirche hat sich dieser Tage in York auch mit diese Frage beschäftig. Erwartungsgemäß gab es neuerlich Vorstöße in die Richtung einer Trennung der Bande zwischen Kirche und Staat. Es ist ja unglaublich, daß das Kirchenbudget in England vom Parlament kontrolliert und die Ernennung von Bischöfen vom Premier bestätigt werden muß.

Prinz Charles selbst hat in dem weltweit beachteten Fernsehinterview die Auffassung vertreten, der britische Monarch sollte vielleicht-doch eher als Verteidiger einer religiösen Grundhaltung und nicht als Anwalt der anglikanischen Glaubensrichtung (Defender of Faith statt Defender of the Faith) vereidigt werden.

Außerdem wird sich auch die englische Episkopalkirche immer mehr der Notwendigkeit bewußt, nicht nur Schleppträgerin der Politik zu sein. Erst jüngst hat Bischof Mark Santer von Birmingham mit einer Attacke auf die von der konservativen Regierung beabsichtigte Reform des Nationalen Gesundheitsdienstes Furore gemacht. Immer wieder erregen auch- andere Bischöfe (etwa David Jenkins von Durham, Richard Holloway von Edinburgh oder Erzbischof George Carey von Canterbury) den Zorn kritisierter Politiker.

Klare Schlußfolgerung: Eine Kirche muß Distanz auch zu demokratischen Regierangen halten, um im Ernstfall einer totalitären (dies eine Anmerkung zum 20. Juli 1944) entschieden und geschlossen entgegentreten zu können. Deshalb darf sich keine Kirche zur Gefangenen des Staates in Geldangelegenheiten machen.

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