Gott will es, nachzulesen in der Bibel - so lautete im "Erlassjahr 2000" das nicht mehr zu überbietende Argument jener Christen weltweit, die sich für die Entschuldung der ärmsten Länder einsetzten. Fünf Jahre hat es gedauert, dann wollten auch die Regierungen der Industriestaaten so wie Gott will: 2005 stiegen die Schuldennachlässe um 400(!) Prozent. Das führte dazu, dass die OECD-Staaten soviel Entwicklungshilfe wie nie zuvor geleistet haben. Und Österreich ist vorne mit dabei: ein Plus von gut 124 Prozent, und mit 0,52 Prozent des Bruttonationaleinkommens für Entwicklungszusammenarbeit recht passabel in Richtung der ewig versprochenen, nie auch nur annähernd erreichten 0,7 Prozent unterwegs.
Feine Sache, von Gott abwärts alle zufrieden? Nicht ganz: Kein Grund zur Euphorie, dämpfen die in der Entwicklungszusammenarbeit tätigen Nichtregierungsorganisationen die Freude, bevor sie ausbrechen konnte, und kritisieren, dass in Österreichs eineinhalb Milliarden Euro für Entwicklungshilfe 900 Millionen Entschuldungs-Euro (für Irak und Nigeria) eingerechnet sind - für die "wirkliche" Hilfe, die Armutsbekämpfung, die Hilfsprojekte bleibt dann nicht mehr so viel übrig.
"Statistik-Schmäh!" - das Problem dabei: Diese Budgetkosmetik ist OECD-üblich, und an eine Art Ehrenkodex, der solche Tricks verhindern soll, hält sich bis auf die notorischen skandinavischen Musterschüler niemand. Aber das noch größere Problem ist, dass, wenn die Entschuldungen auslaufen, sich das Tricksen aufhört und Österreich dann wieder dort steht, wo wir immer schon waren: am beschämenden Ende in der Reihe der Geberländer. Dann ist Österreich mitverantwortlich, dass die Millenniumsziele nicht erreicht werden. Und dann hat Österreich das 2000 gegebene Versprechen gegenüber den Armen der Welt gebrochen.
wolfgang.machreich@furche.at
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