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Kommt es zu Reform?
Unter dem Motto „Kirche steuern mit Kirchensteuer" steht die Ankündigung des verheirateten Priesters und ehemaligen Sekretärs von Kardinal Franz König, Fritz Dollmanits, ein staatliches Volksbegehren zur Abschaffung des Zwangsbeitrages für Katholiken zugunsten einer Kulturabgabe nach italienischem Vobild durchzuführen. Demnach sollte der Staat analog zur Umlage der Kammern auch einen Kulturbeitrag, der von allen steuerpflichtigen Bürgern zu entrichten sei, einheben. Jeder Steuerpflichtige müßte jährlich entscheiden können, wem er aus einem namentlich vorgegebenen Katalog, der sowohl die anerkannten Religionsgemeinschaften als auch kulturelle und soziale Institutionen umfaßt, seinen pflichtigen Kulturbeitrag zukommen läßt. Ein entsprechender Entwurf wird in den nächsten Wochen präsentiert. Sollten die notwendigen Unterstützungserklärungen zusammenkommen, könnte das Volksbegehren noch vor dem Sommer 1996 starten.
Wie wird der Nationalrat darauf reagieren? Die furche holte dazu Stellungnahmen der Parteien ein. ÖVP-Klubobmann Andreas Khol lehnt die Initiative ab. „Ein Widmungsmodell wie in Italien wirft viele verfassungsrechtliche Probleme auf und ist meines Erachtens nach weder durchsetzbar noch wünschenswert" Darüberhinaus hält es Khol für keine staatliche Aufgabe, „in die inneren Angelegenheiten einer Religionsgemeinschaft - und dazu gehört die Beitragsordnung - einzugreifen." SPÖ-Klub-obmann Peter Kostelka unterstreicht, daß die Kirchen ein Recht haben, Beiträge zu verlangen. Allerdings könne er sich eine Beform des derzeitigen Systems vorstellen. So sollten etwa die Gläubigen einen Teil ihres Beitrages zweckwidmen können.
Der Grün-Abgeordnete und Theologe Severin Renoldner betont, daß er nicht für alle Grünen sprechen kann. Er wünscht sich, daß die Kirche selbst ihr System menschenfreundlicher gestaltet, und ist strikte dagegen, den Staat damit zu befassen und zugleich Nicht-Kirchenmitglieder zur Kasse zu bitten. Heide Schmidt vom Liberalen Forum hält das Volksbegehren für wenig sinnvoll. „Denn dann müßte der Staat eine neue Steuer einführen. Und das lehne ich entschieden ab." Die Parteichefin tritt für eine vollständige Trennung von Kirche und Staat ein: „Solche Konflikte soll die Kirche intern regeln."
Von den Freiheitlichen wollte sich dazu niemand äußern.
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